Unterm Radar? Strategien neurechter Bewegungen
PodiumsdiskussionDie rechte Szene hat sich in den vergangenen 20 Jahren stark verändert. Gewaltbereite rechte Hooligans in Bomberjacke und Springerstiefeln, wie man sie aus den 1990er-Jahren kennt, sind auf dem Rückzug, stattdessen findet offenbar eine zunehmende Institutionalisierung rechtsradikalen Denkens und Agierens statt. Das legt nicht nur die Aufdeckung rechter Netzwerke bei Polizei und Bundeswehr nahe, die in den vergangenen Jahren immer wieder Schlagzeilen gemacht hat. Als Reaktion auf die Flüchtlingskrise entstanden 2014 in Deutschland mit Pegida und ihren lokalen Ablegern sowie der Identitären Bewegung zwei neue rechtsideologische Organisationen, die seit dem Rechts-Schwenk der AfD auch eine Reihe von personellen Überschneidungen mit der Partei hervorgebracht haben. Die AfD, als die erste erfolgreiche rechtspopulistische Partei nach 1945, scheint als institutionelles Sammelbecken für unterschiedliche Strömungen rechtsradikalen Denkens zu fungieren, und ist maßgeblich daran beteiligt, die Grenzen des Sagbaren immer weiter nach Rechts zu verschieben. Die Frage ist, ob sich hinter diesen Beobachtungen bestimmte Strategien ausmachen lassen, und was von dieser Entwicklung in Zukunft zu erwarten sein wird.
Dirk Laabs ist investigativer Journalist und Filmemacher mit einer jahrelangen Expertise auf dem Gebiet des rechten, islamistischen und internationalen Terrorismus. Nach »Heimatschutz. Der Staat und die Mordserie des NSU« trägt seine neueste Publikation den Titel »Staatsfeinde in Uniform. Wie militante Rechte unsere Institutionen unterwandern«.
Stefan Reiner ist Gewerkschaftssekretär der IG Metall in der Geschäftsstelle Heilbronn-Neckarsulm und Sprecher des Netzwerks gegen Rechts Heilbronn.
Kurt Möller ist Erziehungswissenschaftler und seit 1989 Professor für Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit an der Hochschule Esslingen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Gewalt, Rechtsextremismus, Fremden- und Menschenfeindlichkeit, männliche und politische Sozialisation und Jugendkulturen.
Antonie Rietzschel ist freie Journalistin und arbeitet u. a. für die Süddeutsche Zeitung. Sie wuchs in einem kleinen Dorf nahe der Sächsischen Schweiz auf, einer Region, die lange durch Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus geprägt war. Diese Themen bilden heute den Schwerpunkt ihrer mehrfach ausgezeichneten journalistischen Arbeit.