In der Spielzeit 2024/2025 stehen 29 Premieren auf dem Programm des Theaters Heilbronn. Darunter sind so außergewöhnliche Inszenierungen wie die Uraufführung des Dokumentartheaterstücks »Pershing« von dura & kroesinger, Erich Kästners »Fabian«, Christoph Nussbaumeders Familiensaga »Eisenstein«, Friedrich Dürrenmatts »Romulus der Große«, Thomas Manns »Mario und der Zauberer«, Lot Vekemans »Blind« oder die Uraufführung von »Love, Amy«, einer spektakulären Amy-Winehouse-Tribute-Show. All diese Inszenierungen und die vielen weiteren, die auf dem Spielplan der siebzehnten und vorletzten Saison unter Leitung von Intendant Axel Vornam im Theater Heilbronn zu finden sind, setzen unser Heute in eine Beziehung zum Gestern und zum Morgen.
Aber auch 11 Wiederaufnahmen stehen auf dem Plan, mit lieb gewonnenen Stücken aus der letzten Spielzeit.
premieren im großen haus │ immer um 19:30 Uhr
Ein republikanisches Trauerspiel von Friedrich Schiller
Dauer: 2 Stunden 45 Minuten │ inkl. Pause
Genua ist in Aufruhr. Der alte Doge Andreas Doria will seine Herrschaft auf seinen Neffen Gianettino übertragen, einen jungen machtbesessenen Tyrannen. Die freiheitsliebenden Anhänger der Republik setzen ihre ganze Hoffnung auf Fiesko, den Grafen von Lavagna. Er soll eine Verschwörung anführen, um Gianettino Doria zu Fall zu bringen. Alle warten nur auf sein Zeichen zum Aufstand. Doch Fiesko befremdet alle durch sein Verhalten. Vor aller Augen buhlt er um die stolze Julia, die Schwester Gianettinos, ohne Rücksicht auf seine Frau Leonore. Offenbar schlägt er sich auf die Seite derer, die er eigentlich bekämpfen wollte. Er führt sich auf wie ein prinzipienloser Lebemann ohne politischen Ehrgeiz. Alles Fassade, wie sich bald herausstellen soll.
Fiesko betreibt ein ausgeklügeltes Spiel, mit dem er Gianettino stürzen will. Doch dass er sich so geschickt Masken aufzusetzen und diese zu wechseln vermag, beunruhigt auch bald seine engsten Vertrauten. Welches ist Fieskos wahres Gesicht? Er ist ein Spieler und sich selbst nicht darüber im Klaren: Soll er für die Republik kämpfen und dann zurückstehen oder lieber gleich selber die Alleinherrschaft ergreifen und Genuas nächster Herzog werden? Warum auf die Herrschaft verzichten, wenn man sie haben kann? So spinnt er die Fäden der Verschwörung. Doch mit welchem Ziel? Erliegt er dem Eros der Macht?
Es ist beeindruckend, was für ein dramatisches Charakterexperiment der blutjunge Friedrich Schiller mit dem »Fiesko« zu Papier gebracht hat. Diese spannende Verschwörungsgeschichte, die sich an Ereignisse aus Genua um 1547 anlehnt, ist nach dem Schauspiel »Die Räuber« Schillers zweites Theaterstück. Um seine Geschichte möglichst authentisch erzählen zu können, studierte er intensiv die Alltagsgeschichte und historische Dokumente jener Zeit, allerdings, um sie im Sinne seines Dramas zu benutzen und nicht, um sie wahrheitsgemäß wiederzugeben. Der historische Fiesko wird als stark, fintenreich, schön, als Frauenliebling und unbändig ehrgeizig beschrieben. Allein diese Eigenschaften machten ihn für Schiller zum idealen Protagonisten eines Stückes. Er entwickelte für die Bühne eine Figur, die nicht zu fassen ist, die gleichermaßen den Tyrannen und den Befreier von Tyrannei in sich vereint. Schillers Fiesko ist ein Mann, der über seine eigenen Fähigkeiten stolpert und seine politischen Überzeugungen der Versuchung der Macht opfert. Wie zeitlos Schillers Dramen doch sind!
Regie Axel Vornam
Ausstattung Tom Musch
Licht Harald Emrich
Dramaturgie Sophie Püschel
Theaterpädagogik Natascha Mundt
- Frank Lienert-Mondanelli(Andreas Doria, Doge von Genua)
- Sven-Marcel Voss(Gianettino Doria, Neffe des Vorigen)
- Romy Klötzel(Julia, Gräfin Witwe Imperiali, Dorias Schwester)
- Richard Feist(Fiesko, Graf von Lavagna)
- Sophie Maria Scherrieble(Leonore, Fieskos Gemahlin)
- Stefan Eichberg(Verrina, verschworner Republikaner)
- Lennart Olafsson(Bourgognino, Verschworner)
- Felix Lydike(Kalkagno, Verschworner)
- Oliver Firit(Sacco, Verschworner)
- Gabriel Kemmether(Lomellino, Gianettinos Vertrauter)
- Tobias D. Weber(Zenturione, Mißvergnügter)
- Judith Lilly Raab(Zibo, Mißvergnügter)
- Tobias Loth(Muley Hassan)
von Simon Stone │ frei nach Federico García Lorca │ in der Übersetzung von Brangwen Stone
Dauer: 1 Stunde 50 Minuten │ keine Pause │ mit englischen Übertiteln
Eigentlich haben SIE und ihr Mann John keine Probleme. SIE ist Mitte 30 und als leitende Redakteurin bei einer Tageszeitung und Lifestyle-Bloggerin erfolgreich. Er ist Anfang 40 und bringt als Unternehmer jede Menge Geld nach Hause. Gerade haben sie sich eine große Altbauwohnung gekauft. Da kommt SIE plötzlich mit einem Wunsch, den John nie bei ihr vermutet hätte. SIE möchte ein Kind! Er hat auch nichts dagegen. So weit, so gut.
Doch von nun an ist alle Leichtigkeit dahin. SIE orientiert das Liebesleben nur noch an den fruchtbaren Tagen und verlangt, dass John auch seine Geschäftsreisen danach terminiert. Aber SIE wird einfach nicht schwanger. Er flieht vor dem Druck und ist immer häufiger abwesend. Unter ihrem sich zur Manie entwickelnden Kinderwunsch leidet auch die Beziehung zu ihrer Schwester Mary, die ein Kind bekommt, aber keine Beziehung zu ihm aufbauen kann. Ihre Mutter Helen ist für SIE auch keine Stütze, denn sie bekennt freimütig, dass sie lieber ihre Freiheiten genossen hätte, als ihre Töchter großzuziehen. Zu allem Übel lässt SIE die ganze Welt an ihrem seelischen Leid und an den erfolglosen Versuchen, schwanger zu werden, teilhaben, weil SIE alles minutiös in ihrem Blog mitteilt. SIE steigert sich immer weiter in ihre Obsession hinein. SIE und John geraten in einen Albtraum und finden nicht mehr heraus.
»Yerma«, dieser Name bedeutet im spanischen Sprachgebrauch »die Brachliegende«. Der Autor und Regisseur Simon Stone (*1984) hat das 1934 entstandene Drama des spanischen Autors Federico García Lorca aus dem ländlichen Andalusien der 1930er-Jahre ins Großstadtmilieu von heute geholt. Beide schildern die Tragödie der kinderlosen, unerfüllten Frau. Bei Lorca ist Yerma die Frau eines Bauern, deren Hauptaufgabe darin besteht, Kinder zur Welt zu bringen, die aber auch ihren Lebenssinn und ihre ganze Hoffnung auf Glück an ein Baby knüpft. Simon Stone hat seine Überschreibung von »Yerma« 2016 in London herausgebracht und 2021 an der Berliner Schaubühne noch einmal inszeniert. Seitdem läuft das Stück dort mit großem Erfolg. Seine Yerma steht für eine erfolgsverwöhnte Frau, die sich eigentlich nie über Kinder Gedanken gemacht hat, die aber ein Scheitern nicht akzeptiert, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Wie schnell eine fixe Idee in selbstzerstörerischen Fanatismus umschlagen kann, dafür gibt das Stück ein eindrucksvolles Beispiel. Auch mit den anderen Frauenfiguren in diesem Drama holt Simon Stone das häufig so idealisierte Bild der Mutter vom Sockel und zeigt es in seiner ganzen Ambivalenz.
Regie Elias Perrig
Ausstattung Dorit Lievenbrück
Musik Biber Gullatz
Licht Harald Emrich
Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
Theaterpädagogik Natascha Mundt
MIT
Juliane Schwabe(Sie) Sarah Finkel(Mary) Sabine Unger(Helen)
Lea Reihl (Gast)(Des) Nils Brück(John) Pablo Guaneme Pinilla(Victor)
Dreiteiliger Tanzabend mit Choreografien von Johan Inger, Emma Evelein und Marco Goecke
Gastspiel des Nationaltheaters Mannheim Tanz
Dauer: 1 Stunde 50 Minuten │ inkl. 2 Pausen
Die Tanzcompany des Nationaltheater Mannheim ist regelmäßig zu Gast am Theater Heilbronn. Diesmal gastiert die herausragende Kompanie mit »Identity«, einem Abend, der gleich drei spannende zeitgenössische Choreografinnen und Choreografen präsentiert.
Der schwedische Choreograf Johan Inger eröffnet den Tanzabend mit »I New Then« zu poetischen Songs des nordirischen Singer-Songwriters Van Morrison. Inger lässt darin neun Tänzerinnen und Tänzer ihre individuellen Gefühle in einer Atmosphäre unbeschwerter Jugendlichkeit erkunden und erzeugt zusammen mit der Musik einen Sog von Emotionen, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Die Niederländerin Emma Evelein hat mit »Train to Pluton« eine Uraufführung für das Mannheimer Ensemble NTM Tanz kreiert. Möglich wurde dies durch den Mannheimer Produktionspreis, den sie beim letzten »Internationalen Wettbewerb für Choreograhie Hannover« gewann. Evelein baut auf Identitätsfragen und Ideen auf, mit denen sie sich für ihren gerade beim Nederlands Film Festival prämierten Kurzfilm »Lucid Dreaming« auseinandergesetzt hat. »Train to Pluton« beschreibt die geisterhafte Zugfahrt einer jungen Frau in die Abgründe ihrer eigenen Ängste. Neben dem äußerst schnellen Bewegungsvokabular verwendet sie Elemente des Films und von Comic-Zeichnungen und erzeugt so eine fantastisch-unheimliche Bilderwelt.
Als krönender Abschluss wird ein Werk des Ausnahmechoreografen Marco Goecke, der bereits alle wichtigen Preise der Tanzwelt gewonnen hat, zu erleben sein. »Woke up Blind« ist eine Reflexion über Liebe, Sehnsucht und Verlust, verkörpert von sieben Tänzerinnen und Tänzern in emotionalen Ausnahmezuständen, die er zur eindringlichen Stimme von Jeff Buckley kreiert hat. Es geht um junge Liebe und deren extreme Gefühlswelt, die Goecke mit seinen typischen, hochenergetischen Bewegungsabfolgen auf die Bühne zaubert. Goecke hat ganz eigene Bilder für hochnervöse Zustände und innere Zerrissenheit entwickelt.
»Ein großer, tänzerisch exzellenter, klug konzipierter, weil vielseitiger Tanzabend, über den final großer Jubel hereinbricht. Bravo!«, urteilte der Kritiker Ralf-Carl Langhals im Mannheimer Morgen nach der Premiere.
CHOREOGRAFIE & BÜHNE JOHAN INGER, EMMA EVELEIN, MARCO GOECKE
KOSTÜME MARCO GOECKE, EMMA EVELEIN, BREGJE VAN BALEN
Märchen in 4 Akten von Jewgeni Schwarz │ nach Motiven von Hans Christian Andersen │ aus dem Russischen von Gerda Zschiedrich
Dauer: 1 Stunde 20 Minuten
Die Schneekönigin ist wunderschön, doch ihr Kuss lässt Herzen zu Eisklumpen gefrieren. Ihr Verbündeter bei den Menschen ist der böse Kommerzienrat, der es gewohnt ist, für Geld alles zu bekommen, was er will. Als er der Großmutter von Kai und Gerda den Rosenstock wegnehmen will, der auch im Winter blüht, stellt sich ihm der kleine Kai tapfer in den Weg. Wütend schwört der Kommerzienrat Rache und schickt die Schneekönigin. Der gelingt es, den abenteuerlustigen kleinen Jungen mit einer wilden Schlittenpartie von zu Hause wegzulocken. Der Hauch ihrer Lippen auf Kais Wange lässt sein Herz vereisen und macht ihn vergessen, dass seine Großmutter und seine Schwester auf ihn warten. Die mutige Gerda begibt sich unbeirrt auf den Weg in den hohen Norden, um ihren Bruder zu befreien. Unterwegs trifft sie die weisen Hofraben und einen verspielten Prinzen mit seiner Prinzessin, die im Clinch mit dem trickreichen König liegen. Sie gerät in die Fänge einer Räuberbande, die der Kommerzienrat ihr auf den Hals schickt, und gewinnt ein furchtloses Räubermädchen zur Freundin. Und schließlich steht sie eines Tages vor dem Eispalast der Schneekönigin ...
»Die Schneekönigin« nach Motiven von Hans Christian Andersen in der Bühnenfassung von Jewgeni Schwarz bietet alles, was ein großes Weihnachtsmärchen für Kinder braucht: eine spannende Geschichte, gute und böse Charaktere, ein wenig Grusel, ein paar skurrile Gestalten, eine eiskalte Glitzerwelt und ganz viel menschliche Wärme. Die wichtigste Botschaft an die kleinen Zuschauer lautet: Wenn man allen Mut zusammennimmt und seinen Weg geht, dann kann man selbst als vermeintlich Unterlegener ganz Großes leisten.
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Regie Jens Kerbel
Ausstattung Toto
Musik Stephan Ohm
Licht Niko Bock
Dramaturgie Mara Goga / Dr. Mirjam Meuser
Theaterpädagogik Simone Endres
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Sophie Maria Scherrieble(Gerda) Lisanne Hirzel (Gast)(Schneekönigin, Räubermädchen, Prinzessin Elsa) Anja Barth (Gast)(Großmutter, Krähe, Räuberhauptmännin) Lennart Olafsson(Kai, Prinz Klaus, Erster Räuber)
Richard Feist(Märchenerzähler) Sven-Marcel Voss(Kommerzienrat, Rabe) Pablo Guaneme Pinilla(König, Räuber, Rentier)
Ein Songdrama von Erik Gedeon
Dauer: folgt
Das Theater ist schon seit Langem geschlossen und dient nur noch einer Gruppe hochbetagter Schauspieler als regelmäßiger Treffpunkt. Wenn sie in ihren besten Kleidern auf der Bühne zusammensitzen, schwelgen sie in Erinnerungen und durchleben noch einmal ihre Erfolge. Zuweilen scheint die eine oder der andere mit den Bühnenhelden, die sie einst verkörpern durften, zu verschmelzen. Und Liebe, Romantik, Übermut und Lebenslust verschwinden auch nicht, wenn die Knochen schmerzen oder das Haar schütter wird. Wenn nur die strenge Altenpflegerin nicht wäre. Sie erinnert ihre Schützlinge nur allzu gern an deren Gebrechlichkeit und versucht, ihnen mit Vorträgen über Krankheit und Tod die Stimmung zu versauen. Obendrein will sie mit kindischen Übungen die geistige Aktivität ihrer Senioren in Schwung bringen.
Doch kaum dreht dieser Drachen in Frauengestalt den Alten den Rücken, lassen sie es krachen. Da wird geflirtet, getanzt und vor allem gesungen. Mit Songs von »I Love Rock’n Roll«, »I Will Survive«, »Barbie Girl«, »Sex Bomb« oder »Born to Be Wild« springen sie mitten hinein in den musikalischen Jungbrunnen und toben sich aus, bis ihr altes Theater fast abhebt. Große Gefühle und Freude am Leben sind eben keine Frage der Jahreszahlen, und jung bleiben kann man auch, wenn man alt wird.
Inspiriert von dem unglaublichen Erfolg des Buena Vista Social Clubs, jener legendären kubanischen Musiker jenseits der 80, die mit ihrer Spielfreude und ihrem Spaß an der Musik die Welt erobert haben, hat Erik Gedeon diesen musikalischen Abend für Schauspieler kreiert. Seit seiner Uraufführung 2001 im Thalia Theater Hamburg, damals unter dem Titel »Thalia Vista Social Club«, läuft er dort mit großem Erfolg und genießt inzwischen Kultstatus. 2007 kam der Abend unter dem Titel »Ewig jung« am Staatsschauspiel Dresden heraus und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit auf den nationalen Bühnen. Das Erfolgsrezept besteht in der Verbindung von legendären Pop- und Rockklassikern, Schauspiel, schwarzem Humor und einem Hauch Melancholie. Erleben Sie eine Oldie-Party der anderen Art: Das Ensemble des Heilbronner Theaters, optisch um Jahrzehnte gealtert, startet mit diesem Feuerwerk aus bekannten Ohrwürmern einen Angriff auf Ihre Lachmuskeln.
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Musikalische Leitung Heiko Lippmann
Regie Thomas Winter
Ausstattung Birgit Stoessel
Licht Niko Bock
Dramaturgie Sophie Püschel - MIT
Sarah Finkel(Schwester Sarah) Heiko Lippmann(Herr Lippmann) Judith Lilly Raab(Frau Raab) Stefan Eichberg(Herr Eichberg)
Oliver Firit(Herr Firit) Gabriel Kemmether(Herr Kemmether) Juliane Schwabe(Frau Schwabe)
von Erich Kästner │ für die Bühne bearbeitet von Gero Vierhuff
Dauer: folgt
Berlin, Ende der 1920er-Jahre. Die Stadt ist wie im Fieber, voller Lust, Abenteuer, Chancen und Risiken. Alkohol fließt in Strömen, die Nächte werden durchtanzt, mit der Liebe lässt sich viel Geld verdienen, auf den Straßen liefern sich Links- und Rechtsextreme heftige Gefechte und das Heer der Arbeitslosen wird täglich größer. In diesen unsicheren Zeiten ist Dr. Jakob Fabian, ein Literaturwissenschaftler, froh, sein Geld als Reklametexter für eine Zigarettenfabrik zu verdienen, auch wenn die Arbeit wenig mit seinen eigentlichen Interessen zu tun hat. Er wohnt zur Untermiete bei einer Witwe, die sich sonst die Wohnung nicht mehr leisten könnte. Nachts lässt er sich mit seinem Freund Stephan Labude, ebenfalls Literaturwissenschaftler, der gerade an seiner Habilitation arbeitet, durch die Kneipen treiben. Die Frauen sind freizügig und suchen sich die Männer ganz nach ihren Wünschen aus. Jakob Fabian trinkt mit Journalisten um die Wette und lernt deren zynischen Blick auf die Welt kennen. Nachrichten werden aufgebauscht und skandalisiert, damit sich das Blatt gut verkauft. Die Redakteure sind sich einig, dass die Republik auf tönernen Füßen steht. Ein Riss und alles stürze ein. Jakob Fabian sieht die Welt im Wartestand vor einem großen Zeitenbruch, und er glaubt nicht daran, dass die Vernünftigen ihn gestalten werden. Die Unsicherheit ist so groß, dass die Jugend kein Interesse daran hat, eine Familie zu gründen. Fabian verliebt sich in Cornelia von Battenberg, eine beim Film tätige Juristin. Mit ihr könnte er sich alles vorstellen. Da setzt ihn die Zigarettenfirma vor die Tür, obwohl er ihr bester Werbetexter ist. Einen neuen Job zu finden, wird nicht leicht. Sein weniges Geld schmilzt dahin und Fabian gerät immer mehr auf Schlingerkurs.
»Fabian« gilt als wichtiger politischer Roman in Deutschland vor 1945. Entstanden 1930/31, fängt Erich Kästner darin die Dekadenz und die immer instabiler werdenden ökonomischen und sozialen Verhältnisse, die Schwächung der demokratischen Mitte und das Erstarken der politischen Ränder zum Ende der Weimarer Republik ein. Die Parallelen zu unserer Zeit sind unübersehbar. 1933 erklärten die Nationalsozialisten diesen Roman für entartet und verbrannten Kästners Bücher zusammen mit den Werken vieler anderer deutscher Autoren.
Ursprünglich sollte der Roman den Untertitel »Der Gang vor die Hunde« tragen. Dieser wurde jedoch in der ersten Variante, samt einigen deftigen Kapiteln, von seinem Erst-Verleger abgelehnt und erschien erst 2013 im Original. Stattdessen erschien eine zensierte Version des Buches mit dem Untertitel »Geschichte eines Moralisten«. Kästner schrieb in einem Nachwort anlässlich einer Neuauflage 1956, welches Ziel der Roman verfolgte: »Er wollte vor dem Abgrund warnen, dem sich Deutschland und damit Europa näherten! Er wollte mit […] allen Mitteln in letzter Minute Gehör und Besinnung erzwingen.« Er sah die Sturmzeichen der kommenden Krise nur allzu deutlich und schilderte sie mit dem feinen, intelligenten Humor der Satire. »Der Moralist pflegt seiner Epoche keinen Spiegel, sondern einen Zerrspiegel vorzuhalten.«
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Regie Georg Schmiedleitner
Bühne Stefan Brandtmayr
Kostüme Cornelia Kraske
Musik Johannes Zimmermann
Licht Harald Emrich
Dramaturgie Sophie Püschel
Theaterpädagogik Simone Endres - MIT
Felix Lydike(Fabian) Tobias Loth(Labude) Romy Klötzel(Cornelia/Die Magere/Fräulein/Bettler/Taxifahrer u.a.) Juliane Schwabe(Irene Moll/Witze Hohlfeld/Ruth Reiter/Kleine Sängerin u.a.) Oliver Firit(Breitkopf/Justizrat Labude/Die Blonde/Kellner/Vater u.a.)
Tobias D. Weber(Erfinder/Herr Moll/Direktor/Caligula/Geheimrat/Wilhelmy/Proletarier/Prostituierte u.a.) Sabine Unger(Mutter/Frau Sommer/Kulp/Arzt/Kommissar Donath u.a.) Gabriel Kemmether(Fischer/Wirt/Akademiker/Nazi/Selow/Dr. Kittel/Weckherlin u.a.) Johannes Zimmermann(Musiker)
»Tragedia Giapponese« · Oper in 3 Akten von Giacomo Puccini │ Dichtung von Guiseppe Giacosa und Luiga Illica │nach David Belascos Schauspiel »Madama Butterfly«
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Gastspiel des Staatstheaters Meiningen
Dauer: 2 Stunden 45 Minuten │ inkl. Pause
»Meine Madama Butterfly bleibt, was sie ist. Die empfindungsreichste Oper, die ich je geschrieben habe! Ich werde noch gewinnen …« Ungläubig und trotzig reagierte Giacomo Puccini auf das Uraufführungsdebakel jener Oper, die ihm so viel bedeutete. Das Publikum und die Presse waren am 17. Februar 1904 nicht bereit, sich auf das fremde Sujet und die exotisch anmutenden Klänge einzulassen. Dabei hatte der Meister eine besondere Sorgfalt in die Komposition gelegt, von einer japanischen Schauspielerin den spezifischen Klang und die Intonation der japanischen Frauenstimmen abgenommen und in Musik übersetzt. Und er hatte sich von der Gattin des japanischen Botschafters in die Kultur und Lebensweise ihres Landes einführen und Volkslieder vorsingen lassen. Außerdem hatte sie ihm bestätigt, dass es Schicksale wie das von Cio-Cio-San häufiger in ihrer Heimat gebe. Puccini überarbeitete seine Oper nach dem ersten Ärger noch einmal und durfte erleben, wie sie wenige Wochen nach der Uraufführung in Brescia stürmisch gefeiert wurde und wenig später ihren Siegeszug über die Bühnen der Welt antrat. Bis heute verfehlt die feinsinnige und gefühlsbetonte Musik ihre Wirkung nicht.
Die Geschichte, auf die Puccini übrigens beim Besuch des Theaterstücks »Madama Butterfly« von David Belasco in London aufmerksam wurde, spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Nagasaki. Der amerikanische Marineoffizier Pinkerton hat sich in die wunderschöne Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, verliebt. Um bei dem streng behüteten Mädchen zum Ziel seiner Wünsche zu gelangen, geht er eine landesübliche Ehe mit ihr ein, bei der der Mann nach damaligem japanischem Recht jederzeit wieder abspringen kann. Für Pinkerton ist die Beziehung ein exotisches Abenteuer. Die junge Geisha hingegen nimmt sie sehr ernst. Nach wenigen Tagen im Liebesrausch verlässt der Offizier Japan und lässt Butterfly, die ein Kind erwartet, zurück. Drei Jahre ziehen ins Land. Die junge Cio-Cio-San ist sich sicher: Ihr Geliebter wird nach Japan zurückkehren, um ihr und dem gemeinsamen Sohn an seiner Seite ein besseres Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu bieten. Drei Jahre voller Sehnsucht und Hoffnung für Cio-Cio-San. Als Pinkerton zurückkehrt, an seiner Seite seine amerikanische Ehefrau, offenbart sich das falsche Spiel, das er mit Butterfly gespielt hat, und das in einer tödlichen Tragödie endet.
MUSIKALISCHE LEITUNG GMD KILIAN FARRELL TICKETS
REGIE HENDRIK MÜLLER
BÜHNE MARC WEEGER
KOSTÜME KATHARINA HEISTINGER
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart │ Drama Giocoso in 2 Akten │ Libretto von Lorenzo Da Ponte
in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
In Zusammenarbeit mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
Dauer: folgt
Der spanische Edelmann Don Giovanni kennt nur ein Vergnügen: Frauen. Ob blond oder brünett, ob jung oder alt — er lässt keine Gelegenheit aus, ihnen nachzustellen und sie zu verführen. Kaum ist dies gelungen, sucht er sich ein neues Opfer. Ist die Dame in festen Händen, wird sein Jagdtrieb erst recht entfacht. Gerade hat er wieder ein Objekt der Begierde im Visier: Donna Anna, die Tochter des Komturs, die aber mit Don Ottavio verlobt ist. Das hält den Frauenjäger nicht davon ab, in ihr Schlafzimmer einzudringen. Donna Anna ruft um Hilfe, ihr Vater eilt herbei und wird im Duell von Don Giovanni getötet, der unerkannt entkommen kann. Don Ottavio und Donna Anna schwören dem Mörder Rache.
Der stürzt sich indes — ganz ungerührt von dem Blut, das an seinen Händen klebt — in neue Abenteuer. Donna Elvira, eine von ihm verlassene Geliebte, die er unverhofft wiedertrifft, stört ihn dabei nur. Don Giovanni überlässt es seinem Diener Leporello, der ein Register aller Eroberungen seines Herrn führt, der Gedemütigten daraus vorzulesen. Er mischt sich unter eine bäuerliche Hochzeitsgesellschaft, denn die schöne Braut Zerlina hat es ihm angetan. Doch bevor Zerlina seinen Verführungskünsten erliegt, geht Elvira dazwischen und warnt sie vor dem Wüstling. Auch Donna Anna und Don Ottavio sind Gäste der Gesellschaft und erkennen den Mörder des Komturs. Dem jedoch gelingt die Flucht. Don Giovanni lässt auch in Bedrängnis nichts anbrennen, amüsiert sich noch mit Leporellos Liebster und brüstet sich vor seinem Diener mit dieser Eroberung − just vor einem Standbild auf dem Friedhof, das zu Ehren des ermordeten Komturs errichtet wurde. Als er den steinernen Mann dann auch noch zum Gastmahl einlädt und damit die Totenruhe stört, hat er den Bogen endgültig überspannt.
Der Don-Juan-Stoff, der auf die alte spanische Volkssage vom lüsternen Wüstling Don Juan Tenorio zurückgeht, hat unzählige Künstler aller Genres inspiriert. Als Wolfgang Amadeus Mozart im Frühjahr 1787 nach dem fulminanten Erfolg von »Figaros Hochzeit« vom Prager Impresario den Auftrag erhielt, eine neue Oper für das Gräflich Nostitzsche Theater zu schreiben, besann Mozart sich auf diesen Stoff. Bereits ein halbes Jahr später, am 29. Oktober 1787, fand die Uraufführung statt und die Legende erzählt, dass die Notenblätter noch tintenfeucht waren, als Musiker und Sänger sie zum Proben bekamen. Bereits die Uraufführung unter dem Dirigat des Komponisten war ein Riesenerfolg. Höhen und Tiefen des menschlichen Seins, Tragik und Komik wussten Mozart und da Ponte aufs Vortrefflichste in diesem Opernkrimi zu vereinen. Die Musik zeichnet psychologisch spannende Charaktere und vereint in ihrer leidenschaftlichen Dramatik Eros und Tod. Richard Wagner nannte »Don Giovanni« ehrfurchtsvoll die »Oper aller Opern« — ein Ruf, der diesem Meisterwerk bis heute vorauseilt.
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Musikalische Leitung Risto Joost
Regie Axel Vornam
Bühne Tom Musch
Kostüme Toto
Theaterpädagogik Simone Endres
Besetzung folgt
The musical world of Amy Winehouse │ Eine musikalische Show von Thilo Wolf und Kevin Schroeder
Die Uraufführung von »Love, Amy« wird in Kooperation zwischen der Wavehouse Entertainment GmbH und dem Theater Heilbronn entwickelt.
Dauer: folgt
Ihre markante Frisur, der Beehive, ein dramatischer Lidstrich und die einzigartige Stimme machten sie unverwechselbar: Amy Winehouse war eine Ikone und eines der größten musikalischen Talente des beginnenden 21. Jahrhunderts. Sie brachte den Pop-Soul der 1960er zurück. Nur zwei Studioalben genügten, um sie trotz ihres frühen Todes unsterblich zu machen: 2003 erschien ihr Debütalbum »Frank« und 2006 ihr zweites Album »Back to Black«, das als Meilenstein der Popgeschichte gilt.
Doch der Erfolg ist nur die eine Seite der Medaille. Bei Konzerten vor großem Publikum verspürte sie Angst. Immer häufiger ertränkte sie den Erfolgsdruck im Alkohol. Abstürze, Drogen-Exzesse und Aufenthalte in Entzugskliniken begleiteten ihre Karriere. 2005 lernte sie Blake Fielder-Civil kennen und verfiel ihm. Er soll derjenige gewesen sein, der sie an harte Drogen heranführte und der sie tief verletzte, als er sie für seine Ex-Freundin verließ. Doch ausgerechnet aus einem ihrer schmerzhaftesten Momente ging ihr größter musikalischer Erfolg hervor: viele Lieder aus »Back to Black«, entstanden aus Liebeskummer. »Ich bin eine junge Frau, und ich schreibe über Dinge, die ich kenne«, kommentierte sie ihre Songtexte, die aus ihrem tiefen Inneren kamen und nie auf Charterfolge abzielten.
»Love, Amy« von Thilo Wolf und Kevin Schroeder wird eine Hommage an diese widersprüchliche Frau und fantastische Musikerin. Die Konzert-Show lässt das Publikum in die Geschichte von Amy Winehouse eintauchen. Im Zentrum steht ihre große Liebe zur Musik, die mit dem Anhören der Jazz- und Soulplatten aus dem Schrank ihres Vaters begann. Die »Musik« tritt hier als Person in Erscheinung, die sich in die junge talentierte Sängerin verliebt. Aber auch Amys Kampf mit den Versuchungen und den dunklen Seiten ihres Lebens wird thematisiert: »Black« taucht auf, der Schatten, der verrückte Teufel, der Amy von frühester Jugend an im Nacken saß. Der Soundtrack besteht aber nicht allein aus den Songs von Amy Winehouse. Der Abend würdigt auch Künstlerinnen und Künstler, die sie prägten, wie etwa Ella Fitzgerald, die Shirelles oder die Rolling Stones. Und er feiert weitere Mitglieder aus dem legendär-tragischen Club 27 wie Janis Joplin, Jim Morrison oder Jimi Hendrix, die wie Amy im Alter von 27 Jahren starben, weil sie sich in ihrem intensiven Leben zu schnell verzehrten. Die Amy-Winehouse-Party auf der großen Bühne beginnt mit der Erinnerung an jenen Moment im Jahr 2008, als die Sängerin den Grammy für »Rehab« gewann …
Thilo Wolf, der in Heilbronn zuletzt mit seinem herausragenden Musical »The Famous Door on Swing Street« zu Gast war, ist schon lange von der Amy-Winehouse-Musik fasziniert. 2017 stieß er auf das Buch »Amy, My Daughter« ihres Vaters Mitch und war bewegt davon, ihre Geschichte aus seiner Perspektive zu lesen. Thilo Wolf nahm Kontakt zu ihm auf, zumal Mitch selbst ein toller Big-Band-Sänger ist. Es entstand eine musikalische Freundschaft und die Idee für »Love, Amy«.
- Idee, Konzeption & musikalische Leitung Thilo Wolf TICKETS
- Buch Kevin Schroeder
- Inszenierung & Choreografie Gaines Hall
- Bühnenbild & Animationen (Video) Marc Jungreithmeier
- Kostüme Toto
Besetzung folgt
Ballett in 2 Akten von Jörg Mannes │ Musik von Giovanni Sollima, Elena Kats-Chernin und Michael Nyman
Gastspiel des Ballett Theaters Magdeburg
Dauer: folgt
»Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Die Königin ist besessen von ihrer eigenen Schönheit. Stets ist sie darauf bedacht, nicht nur vor dem Spiegel im besten Licht zu erscheinen, und schreckt hierfür vor keiner Anstrengung zurück. Ihre Stieftochter Schneewittchen dagegen ist glücklich mit sich selbst und benötigt solche Bestätigung durch den Spiegel nicht. Das stachelt den Neid der Königin auf Schneewittchens Jugend und Schönheit an. Schließlich beauftragt die Königin ihren treuen Untergebenen, den Jäger, damit, Schneewittchen zu töten, was er nicht übers Herz bringt. Stattdessen bringt er sie in den Wald und lässt sie dort allein zurück. Sie findet Unterschlupf bei den sieben Zwergen. Doch der Spiegel verrät der Königin, dass das schöne Mädchen immer noch lebt, und sie macht sich auf den Weg, die Sache nun selbst in die Hand zu nehmen.
Jörg Mannes, der Ballettdirektor des Theaters Magdeburg, hat mit »Schneewittchen« ein Ballett für die ganze Familie kreiert. Ihn interessiert an dem Stoff ein sehr aktueller Bezug: die Macht des Spiegels. »In Zeiten der Selfie-Kultur, der ständigen Selbstbetrachtung und -optimierung wird uns bewusst, was dieser Erwartungsdruck in uns anrichten kann«, sagt er. Die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts Theater Magdeburg entführen Groß und Klein in eine fantastische Welt, in der alles möglich ist und Träume in Erfüllung gehen können. Über die märchenhafte Geschichte hinaus spielt dieser Ballettabend mit den Erwartungen des Publikums: Welchen Schönheitsidealen unterwirft man sich? Muss man wirklich alles glauben, was ein Zauberspiegel sagt? Wer sind die sieben Zwerge — knuffige Kerlchen oder anarchisch-selbstbestimmte Outlaws? Und wartet am Ende immer ein Prinz? Das Heilbronner Publikum kennt den Choreografen bereits aus seiner Zeit als Ballettdirektor am Staatstheater Hannover, in der er häufiger mit herausragenden Arbeiten ins Große Haus eingeladen war. Erinnert sei nur an die biografischen Ballette wie »La Piaf« und »Marilyn«, seine Literatur-Adaptionen wie »Gefährliche Liebschaften« oder »Die Wahlverwandtschaften « oder das atemberaubende »Inferno«, eine tänzerische Auseinandersetzung mit den Machtspielen des Papstes Rodrigo Borgia. Seit 2021 setzt Jörg Mannes seine erfolgreiche Arbeit am Theater Magdeburg fort.
CHOREOGRAFIE JÖRG MANNES TICKETS
BILD UND RAUM FLORIAN PARBS
VIDEO, PROJEKTIONEN PHILIPP CONTAG-LADA
KOSTÜME LOUISE FLANAGAN
Operette in 3 Akten von Emmerich Kálmán │Text von Julius Brammer und Alfred Grünwald
Gastspiel des Pfalztheaters Kaiserslauten
Dauer: folgt
Musik voll glühender Leidenschaft und eine Handlung, gespickt mit Witz und Raffinesse — das ist Emmerich Kálmáns »Gräfin Mariza«, der zweite große Wurf des Komponisten nach der »Csárdásfürstin«. Die Operette um die schöne Gräfin wurde 1924 im Theater an der Wien uraufgeführt und entwickelte sich schnell zum Welterfolg mit Ohrwurmmelodien wie »Einmal möchte ich wieder tanzen«, »Komm mit nach Varasdin« oder »Sag meine Lieb, sag ja«. Walzer und Csárdás, Sentiment und Humor sowie Tanzrhythmen aus den 1920er-Jahren harakterisieren die Musik Emmerich Kálmáns. Wie kein anderer Komponist verkörpert er in seinen erfolgreichen Operetten die österreichisch-ungarische Musiktradition. Nicht nur die eingängige Musik, sondern auch die amüsante Verwicklungsgeschichte ist dafür verantwortlich, dass das Publikum die »Gräfin Mariza« seit 100 Jahren liebt.
Die ebenso attraktive wie reiche Gräfin Mariza kann sich vor lästigen Verehrern kaum retten. Dabei ist sie sich sicher, dass die es vor allem auf ihr Geld abgesehen haben. So greift sie zu verschiedenen Tricks, um der Männerwelt zu entfliehen, erfindet zum Beispiel einen Verlobten namens Baron Koloman Zsupán. Die angebliche Verlobung will sie auf ihrem ungarischen Landgut feiern — und fällt aus allen Wolken, als der fiktive Baron plötzlich tatsächlich vor ihr steht. Wer kann denn auch ahnen, dass dieser Mensch wirklich existiert? Doch just zu diesem Zeitpunkt trifft sie auf Tassilo, den neuen Verwalter ihres Schlosses, und der will ihr einfach nicht mehr aus dem Sinn. Tassilo ist in Wirklichkeit ein verarmter junger Baron, der unverschuldet in Armut geraten ist. Mit seiner inkognito aufgenommenen Arbeit möchte er die Ausbildung seiner jüngeren Schwester finanzieren. Die Gräfin fühlt sich zu ihm hingezogen, ist aber über seinen Mangel an Unterwürfigkeit irritiert. Ihre Freunde meinen, sie solle Tassilo mit Herablassung strafen. Die Wahrsagerin Manja prophezeit indessen, dass Mariza bald ihr Herz verlieren werde. Und es kommt, wie es in einer Operette kommen muss ...
Doch wie bei jeder guten Operette gibt es auch hier einen doppelten Boden. Kálmán, der schwermütige Meister der leichten Muse, der so effektvoll Lachen und Weinen zu verbinden wusste, reflektiert in dieser bittersüßen Geschichte auch die gesellschaftlichen Abgründe ihrer Entstehungszeit. Sie brachten dem einen Milliarden, dem anderen bittere Armut. »Gräfin Mariza« ist zudem Kálmáns persönlichste Operette. Als Kind erlebte er, wie sein Vater, ein Kaufmann, Bankrott anmelden musste und die Familie ihr ganzes Hab und Gut verlor. Wie sein Vater war auch Kálmán genötigt, 1938 allen Besitz aufzugeben, als er Österreich wegen seiner jüdischen Abstammung verlassen musste.
MUSIKALISCHE LEITUNG ANTON LEGKII TICKETS
REGIE ANDREAS WIEDERMANN
AUSSTATTUNG AYLIN KAIP
CHOREOGRAFIE ELISABETH MARGRAF
von Christoph Nussbaumeder
Dauer: folgt
Alles beginnt mit einer Lüge im April 1945. Die junge Erna Schatzschneider flieht aus Böhmen vor der roten Armee. Sie will nach Eisenstein, einem kleinen Ort in Bayern, wo ihr Onkel auf dem Hof der reichen Familie Hufnagel arbeitet. Ihr Verlobter ist schon vor längerer Zeit im russischen Winterkrieg gefallen. Das jedoch verschweigt Erna den Hufnagels. Stattdessen erzählt sie ihnen, dass er erst kürzlich auf ihrer gemeinsamen Flucht erschossen wurde. Denn sie muss ihren Verlobten noch ein bisschen länger leben lassen, um der Geschichte, die ihr Leben retten soll, Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Erna hat nämlich auf ihrem Weg nach Bayern einen entflohenen KZ-Häftling getroffen und ist ein Stück des Wegs gemeinsam mit ihm gegangen, nachts haben sie einander gewärmt. Und als sie sich kurz vor Eisenstein trennen, trägt Erna ein Kind im Bauch. Sie hat Glück, dass sie Josef Hufnagel, dem Besitzer des Hofes, gefällt. Er gewährt ihr ein Dach über dem Kopf und tröstet sich mit ihr über die Krankheit seiner Frau hinweg. Erna behauptet, das Kind sei von ihm. Er lässt sie bleiben unter der Bedingung, dass sie Stillschweigen über seine vermeintliche Vaterschaft bewahrt. Als Erna endlich den Mut hat, Josef über ihre Notlüge von einst aufzuklären, ist es bereits zu spät. Der Stein, der die Lawine des Unglücks ins Rollen bringt, ist schon längst losgetreten.
In sechs Zeitsprüngen zwischen 1945 und 2008 erzählt Christoph Nußbaumeder die packende und berührende Familiensaga der Schatzschneiders und Hufnagels in dem Ort Eisenstein über drei Generationen. Dies geschieht vor dem Hintergrund wichtiger Ereignisse der westdeutschen Geschichte, in der das Lügen, Verschleiern, Vertuschen und Neuerfinden von Biografien nach 1945 Konjunktur hatte. Nußbaumeder zeigt, wie diese Urlüge viele weitere nach sich zieht und im Laufe der Zeit, Generation um Generation, ihre umfassende zerstörerische Kraft entfaltet. Gleichzeitig entwickelt das Drama einen großen Sog und provoziert ein tiefes Mitgefühl mit den Kindern und Enkeln, die einerseits zu den Leidtragenden des Handelns ihrer Großeltern geworden sind und sich andererseits ihrer Verantwortung nicht entziehen können und dürfen.
»Eisenstein« ist ein starkes Stück neuer deutscher Dramatik, das 2010 in Bochum uraufgeführt und schon auf vielen Bühnen gespielt wurde.
Der komplexe und berührende Stoff hat Christoph Nußbaumeder weiterhin nicht losgelassen, denn er diente ihm auch als Grundlage für seinen ersten und gleich preisgekrönten Roman »Die Unverhofften«, der 2020 bei Suhrkamp erschienen ist. Für diese Inszenierung kommt die ehemalige Chefregisseurin Uta Koschel wieder zurück an das Theater Heilbronn.
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Regie Uta Koschel
Ausstattung Tom Musch
Musik Tobias Cosler
Theaterpädagogik Simone Endres
Besetzung folgt
Oper in 3 Akten von Christoph Willibald Gluck │ Libretto Raniero de' Calzabigi
in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Gastspiel des Staatstheaters Augsburg
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten
Die Geschichte von Orpheus und Eurydike kreist um den Mythos von der einen, alle Grenzen überschreitenden Liebe: Ein grausames Geschick hat dem Sänger Orpheus die heißgeliebte Gattin Eurydike entrissen. Sie ist tot, seither ist Wehklagen an die Stelle seines Gesanges getreten. In wilder Verzweiflung fasst er den Entschluss, Eurydike aus dem Reich der Toten zurückzuholen. Die Götter sind gerührt von seiner Treue und erlauben ihm, in die Unterwelt hinabzusteigen, um seine geliebte Frau wieder heraufzuholen.
Die einzige Bedingung: Er darf sie auf dem gesamten Weg nicht einmal anschauen, bis sie die Oberwelt erreicht haben, und er muss dieses Gebot beharrlich verschweigen. Mit seinem Gesang besänftigt Orpheus den wilden Höllenhund und zwingt auch die Geister des Schattenreiches, Eurydike wieder herauszugeben. Die aber ist sehr befremdet vom Verhalten ihres Mannes — kein Blick, kein Wort. Eurydike hält diese scheinbare Nichtachtung
nicht aus ...
1762 uraufgeführt, war diese Oper von Christoph Willibald Gluck ein Politikum. Gluck wollte das Theater für neue Publikumsschichten öffnen, die Oper sollte nicht mehr allein der Hofgesellschaft vorbehalten sein. Er stellte die alte barocke Oper mit ihren endlosen Arien, graziösen, aber leblosen Verzierungen, den affektierten Figuren und schwer durchschaubaren Geschichten in Frage. Er wollte eine klare Handlung, glaubhafte Menschen mit wahren Gefühlen, die auf natürliche Art singen, auf die Bühne bringen. Das Spannende an »Orfeo ed Euridice« ist, dass man die einschneidende Reform in genau dieser Oper miterleben kann. Zunächst bewegen sich Orpheus und Eurydike zwischen den Mitteln der barocken und der zeitgenössischen Oper hin und her, bis Gluck diese Ambivalenz schließlich aufhebt. Zwei Menschen, die miteinander leben, ohne sich in die Augen sehen zu dürfen, tragen offen ihren Konflikt aus: Warum liebst du mich nicht mehr? Sprichst du nicht mehr mit mir? Hier fand Gluck eine atemberaubende neue Ausdrucksform: das bürgerliche Trauerspiel in Musik.
Das Staatstheater Augsburg nutzt diese innovative Kraft des Mythos über den Helden, der mit der Kraft der Musik und der Macht der Liebe den Tod überwindet, um neue Wege des theatralen Erzählens zu erproben: Die Unterwelt wird zur virtuellen 360°-Welt. Das Publikum erlebt im Wechsel das klassische Bühnengeschehen und — per VR-Brille — die Unterwelt, in die es gemeinsam mit Orfeo hinabtaucht. Das gemeinschaftliche Theatererlebnis wird um die Dimension des individuellen Erlebens einer virtuellen Realität erweitert.
Darüber hinaus ergänzt das Staatstheater Augsburg die Augsburger Philharmoniker um Sonderinstrumente wie Laute und Zinken, und es musiziert in historisch informierter Praxis.
MUSIKALISCHE LEITUNG IVAN DEMIDOV
INSZENIERUNG ANDRÉ BÜCKER
BÜHNE JAN STEIGERT
KOSTÜME LILI WANNER
Eine ungeschichtliche historische Komödie in 4 Akten von Friedrich Dürrenmatt
mit englischen Übertiteln
Dauer: folgt
Das römische Weltreich bricht zusammen, doch das scheint Kaiser Romulus kaum zu interessieren. Trotz des rasanten Vordringens der germanischen Truppen unter dem Feldherrn Odokar hat er die Ruhe weg und beabsichtigt keinesfalls, sein Frühstück von schlechten Nachrichten stören zu lassen. Viel wichtiger ist ihm, dass seine Hühner, die allesamt die Namen großer römischer Kaiser oder Philosophen tragen, gut Eier legen. Denn der Zucht des Federviehs gehört seine ganze Leidenschaft. Seit Romulus vor 20 Jahren die Herrschaft über das weströmische Reich übernommen hat, kümmert er sich nur noch um die gackernden Vögel. Sein Palast ist so heruntergekommen wie das ganze Land. Gerade ist sein Finanzminister mit der Staatsschatulle geflohen, sodass er seine Angestellten mit einem der letzten Blätter aus seinem goldenen Lorbeerkranz bezahlen muss. Romulus’ Frau Julia und der noch verbliebene Hofstaat sind in großer Sorge angesichts der weltumstürzenden Meldungen und fordern den Kaiser auf, endlich etwas zu unternehmen. Aber Romulus denkt gar nicht daran. Er ist auch nicht bereit, das Angebot des schwerreichen Hosenfabrikanten Cäsar Rupf anzunehmen, der Millionen in die Rettung Roms hineinstecken würde, wenn er Romulus’ Tochter zur Frau bekäme und das Tragen von Hosen zur Bürgerpflicht erklärt würde.
Mit seiner Faulheit und seinem Desinteresse treibt der Kaiser seine Mitstreiter in die Verzweiflung. Was diese nicht ahnen, ist, dass Romulus mit seiner scheinbaren Lethargie in Wirklichkeit ein höheres Ziel verfolgt. Er arbeitet gezielt am Untergang des römischen Weltreiches, das es aus seiner Sicht nicht verdient hat, weiter zu bestehen, und er sieht sich selbst als Richter seines verkommenen Vaterlandes.
Friedrich Dürrenmatts Komödie spielt vom Morgen des 15. März bis zum Morgen des 16. März 476 und stellt Bezüge zum Untergang des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus her. Allerdings hat er sich nur sehr lose an die Historie angelehnt und diese für ein amüsantes und zugleich analytisch scharfes Denkmodell über den Zusammenbruch hochentwickelter Zivilisationen benutzt, die an ihrer Sattheit und Überheblichkeit, mit der sie die ganze Welt beglücken, zugrunde gehen. Zur Entstehungszeit 1949 lagen die Anspielungen auf Nationalismus und Krieg nahe. Bis 1980 hat Dürrenmatt diesen zeitlos aktuellen Text regelmäßig überarbeitet. Das Setting und die Figuren in »Romulus der Große« sind von absurder Komik. Gleichzeitig blitzt eine grotesk-scharfsinnige Analyse politischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge aus dieser Geschichte um den »kaiserlichen Hühnerzüchter« und als »Narren verkleideten Weltrichter «, wie Dürrenmatt ihn selbst nennt, hervor. Ein typischer Dürrenmatt eben!
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Regie Gustav Rueb
Bühne Florian Barth
Kostüme Nina Kroschinske
Musik Fiete Wachholtz
Theaterpädagogik Natascha Mundt
Besetzung folgt
WIEDERAUFNAHMEN GROsses haus
von Molière │ in einer Übersetzung/Fassung von Susanne Lietzow
Dauer: 2 Stunden 15 Minuten │ inkl. Pause
Argans Gedanken kreisen nur um sich selbst und sein körperliches Wohlergehen. Pausenlos beschäftigt er sich mit seinem Puls, seinen Eingeweiden und der Beschaffenheit seiner Ausscheidungen. Er ist ein Hypochonder, wie er im Buche steht, fühlt sich sterbenskrank und ist besessen von Ärzten und den Klistieren, die sie ihm verordnen: gegen Blähungen, zur Ausräumung der Därme, zum Schlafen und zur Stärkung des Herzens. Mit seiner Egozentrik und seinen eingebildeten Krankheiten terrorisiert er seine Umwelt. Einzig sein Dienstmädchen Toinette fragt ihn ein ums andere Mal ganz unverblümt: »Was fehlt Ihnen eigentlich?« Sie rechnet ihm vor, dass Ärzte und Apotheker sich eine goldene Nase an ihm verdienen. Doch das stört den reichen Argan nicht. Kranksein ist sein Lebensinhalt. Seine Obsession geht soweit, dass er seine ältere Tochter Angélique mit dem angehenden Doktor Diafoirus verheiraten möchte, einem ungehobelten jungen Mann, der nur totes Wissen auswendig lernt, moderne medizinische Erkenntnisse, etwa über die Existenz eines Blutkreislaufs, negiert und seine versprochene Braut zur Verlobung zu einer Obduktion mitnehmen möchte. Angélique graust es bei dem Gedanken an eine Ehe mit ihm, zumal sie in Cléante verliebt ist. Aber es führt kein Weg an dem Willen ihres Vaters vorbei, der unbedingt einen Arzt als Schwiegersohn haben will. Falls sich Angélique nicht fügen sollte, dann müsse sie ins Kloster, droht Argan. Das wiederum käme ihrer Stiefmutter, seiner zweiten Frau Béline, sehr recht, die alles daransetzt, Argans Töchter von ihrem Erbe zu verdrängen und sich selbst in einem neuen Testament als Alleinerbin einsetzen zu lassen. Sie bedauert ihren »armen, kranken« Argan und geht ihm um den Bart. Doch nicht nur Toinette, auch Argans Bruder Béralde, der übrigens Ärzte hasst, wittert hinter dem scheinheiligen Gebaren eine durchtriebene Taktik.
Molière schrieb diese Komödie in drei Akten um die Jahreswende 1672/73 und arbeitete sich nicht nur an der Egozentrik betuchter Zeitgenossen, sondern auch an der Unfähigkeit der Mediziner seiner Zeit ab. Damals tobte unter anderem an der medizinischen Fakultät in Paris ein Streit um die Existenz des Blutkreislaufes, und die Ärzteschaft in der französischen Hauptstadt verschloss sich tatsächlich mehrheitlich den neuen Erkenntnissen. Stattdessen berief man sich auf die immer gleichen Behandlungsmethoden wie Aderlässe und Einläufe und versteckte sich hinter lateinischen Fachbegriffen.
Die Tragik der Geschichte ist, dass Molière, der selbst in der Uraufführung von »Der eingebildete Kranke« den Argan spielte, schwer an Lungentuberkulose erkrankt war. In der vierten Vorstellung am 17. Februar 1673 erlitt er einen Blutsturz und starb wenig später noch im Kostüm. So blieb diese Komödie sein letztes Theaterstück, und es wurde eines seiner erfolgreichsten. Bis heute sind die wunderbar verrückten Charaktere von den Theaterbühnen der Welt nicht wegzudenken.
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Regie Susanne Lietzow
Bühne Aurel Lenfert
Kostüme Jasna Bošnjak
Musik Oliver Welter
Licht Niko Bock
Dramaturgie Katrin AISSEN
Theaterpädagogik Natascha Mundt
MITNils Brück(Argan) Juliane Schwabe(Béline, zweite Frau des Argan) Regina Speiseder (Gast)(Angélique, Tochter des Argan) Judith Lilly Raab(Louison, kleine Tochter des Argan, Schwester von Angélique) Oliver Firit(Béralde, Bruder des Argan) Lennart Olafsson(Cléante, in Angélique verliebt)
Stefan Eichberg(Doktor Diafoirus, Arzt) Felix Lydike(Thomas Diafoirus, sein Sohn, in Angélique verliebt) Gabriel Kemmether(Doktor Purgon, Arzt des Argan) Pablo Guaneme Pinilla(Magister Fleurant, Apotheker) Tobias D. Weber(Herr de Bonnefoy, Notar) Sarah Finkel(Toinette, Dienerin bei Argan)
Premieren im komödienhaus │ immer um 20:00 Uhr
Eine Revue von Tilmann von Blomberg, Carsten Gerlitz und Katja Wolff
Gastspiel der Komödie im Marquardt
Dauer: 1 Stunde 50 Minuten │ inkl. Pause
Diese Damen sind ein Hit! In »Heiße Zeiten« begegneten sie den Tücken der Menopause mit Tanz, Gesang und frechem Mundwerk. In »Höchste Zeit« demontierten sie genüsslich den Beziehungs- und Hochzeitswahnsinn. Jetzt brechen für die vier Ladies »Himmlische Zeiten« an. Im vertrauten Freundinnenkreis blicken sie mutig in den Spiegel und stellen fest: Altwerden ist nichts für Feiglinge! Was bleibt nach Wechseljahren und später Scheidung?
Das Erfolgsautorenteam Tilmann von Blomberg, Carsten Gerlitz und Katja Wolff verortet die musikalische Komödie in der Privatabteilung eines Krankenhauses. Dort treffen sie wieder aufeinander: die Karrierefrau, die ihren Managerposten mit einer kosmetischen Generalüberholung gegen die Konkurrenz verteidigen will. Die Junge, die kurz vor Torschluss ihr zweites Kind bekommt. Die Hausfrau, deren Rente nicht zum Leben und nur knapp zum Sterben reicht. Und die Vornehme, die nach dem Zusammenstoß mit einem hart geschlagenen Golfball unter Gedächtnisstörungen leidet. Sie alle kämpfen mit dem Altwerden, mit den Symptomen des Verfalls, mit der Angst vor dem Ende und der Hoffnung auf ein Danach. Und sie tun das in gewohnt lakonisch-unterhaltsamer Weise, denn dieser Abend ist ein Loblied auf das Leben und die Freundschaft. Liebenswerte Charaktere, schlagfertige Dialoge, urkomische Situationen und jede Menge Musik machen auch »Himmlische Zeiten« zu einem unvergesslichen Erlebnis. Mit neuen Texten versehene Hits wie »Wonderful World« und »That’s What Friends Are For« lassen die vier Damen zu Hochform auflaufen. Stimmgewaltig und spielfreudig präsentieren sich die Ladies dem Publikum.
BUCH: TILMANN VON BLOMBERG
LIEDTEXTE, ARRANGEMENTS UND MUSIKALISCHE LEITUNG: CARSTEN GERLITZ
KREATIVE ENTWICKLUNG UND REGIE: KATJA WOLFF
BÜHNE UND KOSTÜME: CARY GAYLER
CHOREOGRAFIE: ANDREA KINGSTON
MIT
Angelika Mann (Die Hausfrau)
Patricia Hodell (Die Karrierefrau)
Laura Leyh (Die Vornehme)
Bianca Spiegel (Die Junge)
(Non à l'argent!) │ Komödie von Flavia Coste │ Deutsch von Michael Raab
Dauer: 2 Stunden │inkl. Pause
Richard hat seine Lieben um sich versammelt, um ihnen etwas zu verkünden. Gespannt warten seine Frau Claire, seine Mutter Rose und sein bester Freund und Geschäftspartner Etienne auf die Neuigkeit. Doch was Richard ihnen zu sagen hat, schlägt dem Fass den Boden aus. Er, Richard, ist nämlich jener Mann, der seit zwei Monaten wegen eines riesigen Lottogewinns gesucht wird. Richard hat ganz bewusst auf 162 Millionen Euro verzichtet und sagt »Nein zum Geld!«, weil er sein Leben nicht verändern will. Er hat eine großartige Frau, die ihm ein wunderschönes Kind geschenkt hat, eine Mutter, die für ihn da ist, und mit Etienne einen tollen Partner im Architekturbüro, der seinem Gestaltungswillen alle Freiheiten lässt. »Ich besitze schon alles, was ich auf der Welt brauche, nämlich euch«, sagt Richard. Das habe ihm die Kraft verliehen, den falschen Träumen zu widerstehen. Denn Geld verderbe den Charakter und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Richard ist stolz auf seine moralische Stärke. Aber seine Liebsten finden das gar nicht komisch. Sie reagieren fassungslos und wütend. Wie konnte er nur? Alle finanziellen Probleme wären gelöst. Richard verdient nämlich mit seinen extravaganten Entwürfen nicht so viel Geld und treibt damit auch das Architekturbüro allmählich in den Ruin, was Etienne seit Jahren überspielt, weil er seinen verrückten Freund so mag. Doch mit dem liebevollen Miteinander der vier ist es angesichts dieser »Überraschung« vorbei.
Die kurzweilige Komödie »Nein zum Geld!« wurde 2017 in Paris uraufgeführt und erobert seit 2019 auch Deutschland. In ihren Anmerkungen zum Stück stellt Flavia Coste die Frage: »Ist Richard ein Narr, ein Weiser, ein Hellseher, ein Prophet, ein Traumtänzer oder vielleicht der Teufel?« Für Richard habe die Möglichkeit, reich zu sein, zu einer völligen Desillusionierung geführt. Als durchschaue er eine Gesellschaft, für die der Wert jedes Einzelnen exakt dem seines Gehaltes entspricht.
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Regie Nils Brück
Ausstattung Martin Fischer
Licht Harald Emrich
Dramaturgie Christine Härter - MIT
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Tobias Loth(Richard Carré) Romy Klötzel(Claire Carré, seine Frau)
Sabine Unger(Rose Carré, seine Mutter) Tobias D. Weber(Etienne Rougery, sein bester Freund)
(La perruche) │ Komödie von Audrey Schebat │ Deutsch von Leyla-Claire Rabih und Frank Weigand
Dauer: folgt
SIE und ER haben Freunde zum Abendessen eingeladen. Eigentlich sollten Catherine und David schon längst bei ihnen sein. Da klingelt das Telefon und ein völlig aufgelöster David sagt das Essen ab. Bei ihm zu Hause sei eingebrochen worden. Wertvoller Schmuck, teure Kleider und Catherines Bilder von Degas seien verschwunden. Und seine Frau, die direkt aus ihrer Zoohandlung zu den Freunden gehen wollte, könne er nicht erreichen. Merkwürdig, denken die beiden Gastgeber. Stimmt das mit dem Einbruch? Und wenn ja, warum sind ausschließlich Catherines Sachen verschwunden? Hat sie vielleicht ihren Mann verlassen? ER, der gemeinsam mit David eine Anwaltskanzleibetreibt, kann sich das gar nicht vorstellen. Schließlich bietet David seiner Frau eine Menge. Doch SIE sieht das anders. Materieller Wohlstand ist kein Ersatz für Liebe und Wertschätzung. Und ehe sich die beiden versehen, stecken sie mitten in einem Streit über ihre eigene Ehe. ER findet alles super, sieht sich als den großen Macher, der das Geld nach Hause bringt und ihr die Welt erklärt. Im Laufe des Abends muss er allerdings erkennen, wie sehr er seine Frau, an deren Anwesenheit er einfach gewöhnt ist, unterschätzt hat. Ihre vermeintliche Naivität ist nichts als Tarnung und Teil einer perfiden Strategie, mit der sie ihn so nach und nach aufs Glatteis führt.
Audrey Schebat arbeitet als Regisseurin und Autorin für Theater, Film und Fernsehen. Ihr erstes Theaterstück »Der Sittich« war in Frankreich ein Riesenerfolg und wurde bisher ins Deutsche, Spanische und Chinesische übersetzt. Bei diesem fein gebauten Kammerspiel trifft psychologische Tiefe auf typisch französische Boulevard-Spritzigkeit. Mit feinem Gespür für den absurd-komischen Alltag von Paarbeziehungen gewährt uns Audrey Schebat einen intimen Blick hinter die Kulissen eines Ehestreits und stellt die konventionellen Rollenbilder genüsslich auf den Kopf. Ring frei für eine Paartherapie in mehreren Runden!
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Regie Folke Braband
Ausstattung (nach Entwürfen von †Tom Presting) Carsten Wank Kostüme Manuel-Roy Schweikart
Dramaturgie Christine Härter
MIT - Nils Brück(Er)
- Judith Lilly Raab(Sie)
Komödie von Alistair Beaton und Dietmar Jacobs
Dauer: folgt
Die Aufregung ist groß, denn zum 700. Geburtstag des Bistums von Bischof Konrad Glöckner hat sich der Papst persönlich angekündigt. Dieses Bistum gilt als absolut vorbildlich, da skandalfrei und von Kirchenaustritten kaum betroffen. Hier will der Papst seine Deutschlandreise beschließen und die wichtigste Reliquie des Bistums, den Finger des heiligen Ignatius, segnen. Außerdem soll der hohe Gast auf dem bischöflichen Anwesen übernachten. Bischof Glöckner, sein Generalvikar Helmut Koch und die Haushälterin Wibke Ebert haben alle Hände voll zu tun. Soll der Papst in Satin- oder Baumwollbettwäsche nächtigen? Und wer darf zu seiner Begrüßung die Rede halten? Ein reformorientierter junger Mann wie Matteo, der beste Absolvent des Priesterseminars, oder ein erzkonservativer Hardliner wie der Generalvikar? Und vor allem gilt es genau zu überprüfen, ob nicht irgendwo eine unangenehme Überraschung lauert. Aber Glöckner und Koch sind sich sicher, dass sie gewissenhaft alle Akten bereinigt und sämtliche Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt haben. Doch da braut sich unter der scheinbar perfekten Oberfläche ein Skandal zusammen. Ab jetzt gilt nur noch eins: Der Eklat muss mit allen Mitteln verhindert werden. Mit absolut allen …
Mit Alistair Beaton aus Großbritannien und Dietmar Jacobs aus Deutschland haben sich zwei Polit-Satiriker ersten Ranges zusammengeschlossen, um im Auftrag des Theaters Trier eine Komödie über die katholische Kirche zu schreiben. Die Uraufführung fand im April 2023 statt. Dietmar Jacobs kennt das Heilbronner Publikum bereits von seiner Komödie »Extrawurst«. Außerdem war er an den Drehbüchern für Serien wie »Stromberg« und »Pastewka« beteiligt und schreibt regelmäßig für die Satire-Sendungen »Extra3« und die »heute show«. Alistair Beaton gilt als einer der führenden Satiriker in Großbritannien. Die beiden verstehen es, die Pointen zu setzen und gesellschaftlich brisante Themen mit Humor und großem Unterhaltungswert zu betrachten.
Ein Sezen-Aksu-Liederabend von Selen Kara, Torsten Kindermann und Akin E. Şipal
Dauer: folgt
Stellen wir uns Folgendes vor: Das Wirtschaftswunder fand nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in Deutschland, sondern in der Türkei statt, und deutsche Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter halfen, die Türkei wieder aufzubauen. Nicht Heilbronn war eine Stadt, die Neuankömmlinge aus der Fremde willkommen hieß, sondern Istanbul. Mit dieser bestechend simplen Umkehrung der Perspektive erzählen die Regisseurin Selen Kara, der Autor Akın Emanuel Şipal und der Musiker Torsten Kindermann in »Istanbul« die tragikomische Lebensgeschichte des Gastarbeiters Klaus Gruber in der fremden und schillernden Metropole. Er muss in den Sechzigerjahren Frau, Kinder und seinen geliebten Fußballverein zurücklassen und kommt in ein Land, dessen Sprache ihm fremd ist. Seine Frau Luise und die Kinder folgen ihm bald. Anfängliche Schwierigkeiten werden nach und nach überwunden, und die Familie lebt sich ein. Irgendwann sprechen die Kinder besser Türkisch als Deutsch. Die Familie wird in der pulsierenden Stadt heimisch. Dennoch bleibt ein Zwiespalt. Zwischen Werkbank, Basar, dem bunten Nachtleben und Teehäusern erleben wir in deutschen Spielszenen den Auswandereralltag, während auf Türkisch die Sehnsucht nach Glück, Liebe und Heimat besungen wird.
Im Zentrum stehen die Lieder von Sezen Aksu, der Königin des türkischen Pop, die drei Generationen der türkischen Gesellschaft weltweit begleiten. 2015 wurde dieser Liederabend für das Theater Bremen entwickelt und läuft dort bis heute mit großem Erfolg. Seither haben viele Theater diesen humorvollen Perspektivwechsel auf die Bühne gebracht. Für das Theater Heilbronn wird Nurkan Erpulat diesen gleichermaßen vergnüglichen wie melancholischen Abend inszenieren und nach seinem großen Erfolg mit »Hawaii« von Cihan Acar erneut einen Blick auf das türkisch-deutsche Zusammenleben werfen.
Regie Nurkan Erpulat
Bühne Nurkan Erpulat / Karin von Kries
Besetzung folgt
Mit freundlicher Unterstützung der Kreissparkasse Heilbronn
Die wahre Geschichte der Florence Foster Jenkins │ Komödie von Peter Quilter │ Deutsch von Horst Johanning
Gastspiel der Komödie im Marquardt
Dauer: folgt
Unglaublich! Manchmal lohnt es sich, an seinem Lebenstraum festzuhalten, und manchmal kann wahrer Enthusiasmus über die Begrenztheit des Talents triumphieren. Dies zeigt uns Peter Quilter in seiner herzerwärmenden Komödie über Florence Foster Jenkins, die »Diva der falschen Töne«. Im New York der frühen 1940er-Jahre war Florence Foster Jenkins (1868−1944) ein absolutes Gesellschaftsereignis. Sie selbst sah sich als erfolgreiche Sopranistin, die mit glockenreiner Stimme die Welt bezauberte. Doch in Wahrheit verfehlte sie mit traumwandlerischerSicherheit sämtliche Töne der Opernarien, die sie auf Wohltätigkeitsveranstaltungen und Bällen ihrem Publikum entgegenschmetterte. Die High Society bog sich vor Lachen über die reiche Erbin, doch Zweifel und Kritik fochten die »Königin der Dissonanzen« nicht an. Angetrieben von wahrer Liebe zur Musik und hingebungsvoll unterstützt von ihrem Partner St. Clair Bayfield und dem Pianisten Cosme McMoon, beglückte sie die Welt unbeirrt mit ihrem »Gesang«. Doch wie lange kann man vor der Wahrheit die Augen verschließen? Wird Florence bei ihrem größten Auftritt in der Carnegie Hall mit der bitteren Realität konfrontiert?
Peter Quilters Stück eroberte 2005 das Londoner West End im Sturm. Eine grandiose Komödie und zugleich eine liebevolle Hommage an eine Frau, deren Lebensfreude und Begeisterungsfähigkeit ihresgleichen suchen. Eine Paraderolle für Antje Rietz, nicht nur eine begnadete Komödiantin, sondern in Wirklichkeit auch eine hervorragende Sängerin, die in Stuttgart zuletzt als Hildegard Knef in »Für mich soll’s rote Rosen regnen« und als Marlene Dietrich in »Spatz und Engel« das Publikum begeisterte.
REGIE FRANK LORENZ ENGEL Tickets
AUSSTATTUNG SU SIGMUND
diese spielzeit keine wiederaufnahmen im komödienhaus
premieren in der boxx │ Uhrzeit variiert
von Sven Nordqvist │ Bühnenfassung von Nicole Buhr
Dauer: 50 Minuten │ keine Pause
Pettersson wohnt mit seinen verrückten Hühnern in einem kleinen, gemütlichen Haus auf dem Land und es geht ihm gut. Aber manchmal fühlt er sich ein bisschen einsam. Da schickt ihm seine Nachbarin Beda Andersson einen Pappkarton mit piepsendem Inhalt und der Aufschrift »Findus grüne Erbsen«. Als Pettersson den Karton öffnet, sitzt darin ein Katzenjunges und sieht Pettersson in die Augen. Ihm wird sofort warm ums Herz. »Hej, Findus grüne Erbsen«, sagt Pettersson und beschließt, dass die kleine Katze bei ihm wohnen soll. Von nun an wird alles viel leichter für Pettersson, denn das Haus ist nicht mehr leer. Und er hat jemanden, mit dem er reden kann und der nicht sofort gackernd davonläuft wie die Hühner.
Pettersson redet sehr viel mit der Katze und liest ihr Geschichten vor. Kein Wunder, dass Findus bald selbst anfängt zu sprechen. Jeden Morgen weckt die wilde Katze den Mann und beide beginnen einen Tag voller Abenteuer und Entdeckungen. Aber was für ein Schreck! Eines Morgens ist Findus verschwunden. Zum Glück gibt es die Mucklas, die Pettersson zwar nicht sehen kann, die ihm aber mit schlauen Tricks helfen, seine kleine Freundin wiederzufinden.
Die Geschichten über Pettersson und Findus von Sven Nordqvist gehören zu den schönsten Bilderbüchern für Kinder. Fans auf der ganzen Welt lieben die Abenteuer des erfindungsreichen Pettersson und seiner neugierigen Katze. Jetzt kommt die Geschichte als Schauspiel mit Figurentheater auf die Bühne der BOXX.
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Regie Nicole Buhr
Ausstattung Ariane Königshof
Figurenspiel Lukas Schneider (Gast)
Licht Johannes Buchholz
Dramaturgie Christine Härter
Theaterpädagogik Simone Endres
MIT - Max Lamperti(Pettersson)
- Magdalena Lehnen(Findus)
- Lukas Schneider (Gast)(Hühner, Mucklas, Dachs, u.a.)
Mit freundlicher Unterstützung der Kreissparkasse Heilbronn
von Christina Kettering
Dauer: 60 Minuten │ keine Pause
Der Tag, bevor es passierte, war ein ganz normaler. Lou wartet wie immer vor der Schule auf ihren jüngeren Bruder Mica, weil Papa darauf besteht, dass sie stets gemeinsam nach Hause gehen. Sie muss die anderen aus ihrer Klasse allein an den See ziehen lassen und ist wieder einmal sauer, dass ihr Vater so strenge Regeln aufstellt. Auch Mica ist nicht froh darüber, dass er immer bei seiner Schwester im Schlepptau ist. Er wird dafür von seinen Mitschülern gehänselt, besonders von Robin, dem fiesesten Jungen der ganzen Schule.
Papa ist super streng mit seinen Regeln, die er für die beiden Kinder aufstellt. Nur gesundes Essen zu festen Zeiten, abends pünktlich ins Bett. Zeiten am Handy, Computer und vor dem Fernseher sind streng limitiert. Und wenn sie nicht sofort nach der Schule nach Hause kommen, ruft er bei der Polizei an, ob ihnen irgendetwas passiert ist. Den Kindern ist das Helikopter-Verhalten des Vaters peinlich und sie fühlen sich eingeengt, weil sie nie etwas mit Freunden unternehmen können. Seit der Zeit der leeren Spielplätze und der geschlossenen Schulen ist ihr Papa überängstlich und deshalb viel zu fürsorglich. Sie sehnen sich danach, selbst ein bisschen mehr mitbestimmen zu können. An diesem Abend verstecken sie sich in ihrem Schrank, von dem irgendwie eine Magie ausgehen muss …
… denn am nächsten Tag ist alles anders. Über Nacht sind die Kinder gewachsen und groß wie Erwachsene. Der Vater hingegen ist klein wie ein Grundschüler. Da nutzen Lou und Mica die Chance und stellen die Regeln auf den Kopf: Ungesundes Essen wann immer man will, die Schule fällt einfach aus, die Wohnung wird eine Chaosbude und Papa hat überhaupt nichts mehr zu sagen. Doch nicht nur Lou und Mica sind gewachsen, sondern auch der schreckliche Robin, der die Kinder der ganzen Stadt terrorisiert.
Lou und Mica müssen sich etwas einfallen lassen: Wie sollen sie mit Robin fertigwerden? Und wie können sie das Leben mit ihrem Papa organisieren, so dass sich alle gleichermaßen frei und beschützt und miteinander wohlfühlen und in dem es Regeln gibt, die von allen verhandelt werden.
Die am Theater Heilbronn bestens bekannte Autorin Christina Kettering (u. a. »Schwarze Schwäne«, »Time out«) hat »Die fantastische Verwandlung der Familie F.« in einem lang angelegten partizipativen Projekt mit den jungen Zuschauern geschrieben. In mehreren Schreibwerkstätten an der Hölderlin Grundschule Lauffen hat die Klassenstufe 3 mehrere Stückideen zu Themen entworfen, die den Kindern auf den Nägeln brennen. Die daraus entstandenen Szenen wurden vom BOXX-Ensemble vor der ganzen Schule gespielt. Alle Schüler haben dann in einem demokratischen Prozess entschieden, welches Stück von der renommierten Autorin zu Ende geschrieben werden soll. Das Thema Umkehr der Rollen von Kindern und Erwachsenen hat sich durchgesetzt. Es geht um Regeln des Zusammenlebens, um das Anerkennen der Bedürfnisse des jeweils anderen, um Autonomie, Freiheit versus Sicherheit und um Mitbestimmung. Mit diesem Themenkomplex passt der Inhalt dieses Stück auch hervorragend zu dem ganzen Entstehungsprozess, an dessen Anfang der Gedanke stand: Die Erwachsenen entscheiden immer, was die Kinder im Theater zu sehen bekommen. Wie wäre es, wenn die Heranwachsenden einmal selbst bestimmen, was sie auf der Bühne sehen wollen.
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Regie Stefanie Roschek
Bühne Aylin Kaip
Kostüme Lara Wüstemann
Licht Johannes Buchholz
Projektleitung, Idee Nicole Buhr
Dramaturgie Nicole Buhr / Mara Goga
Theaterpädagogik Natascha Mundt
MIT - Cosima Fischlein(Lou)
- Thomas Fritsche (Gast)(Vater, Robin)
- Chris Carsten Rohmann(Mica)
Unterstützt durch die Projektförderung von Kinder- und Jugendtheatern des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Die Arbeit der Autorin am vorliegenden Theaterstück wurde vom Deutschen Literaturfonds e.V. gefördert.
nach der Novelle von Thomas Mann │ Bühnenfassung von Nicole Buhr und Dr. Mirjam Meuser
Dauer: folgt
»Die Erinnerung an Torre di Venere ist atmosphärisch unangenehm.« Mit diesen Worten beginnt Thomas Manns Novelle »Mario und der Zauberer« aus dem Jahr 1930, in welcher der Autor Erlebnisse aus einem eigenen Italienurlaub im Sommer 1926 verarbeitet. Er schildert die sich ausbreitende nationalistische Stimmung im Land.
Der Ich-Erzähler macht Urlaub im Grandhotel im Badeort Torre di Venere. Eindeutig werden die Italiener bevorzugt behandelt. Abwechslung verspricht die groß angekündigte Schau des Hypnotiseurs Cipolla. Dieser verwachsene Mann mit bösen Augen scheint eine unendliche Macht über sein Publikum zu haben. Er zwingt manche Zuschauer, unmögliche Dinge zu tun, und bricht offenbar ihren Willen.
»Die Freiheit existiert, und auch der Wille existiert, aber die Willensfreiheit existiert nicht, denn ein Wille, der sich auf seine Freiheit richtet, stößt ins Leere«, nimmt Cipolla den Besuchern der Show die Hoffnung, ihm widerstehen zu können. Trotz seines entwürdigenden Treibens verfolgt das Publikum gefesselt und mit angewiderter Bewunderung das sich vor ihren Augen steigernde Schauspiel. Als der Kellner Mario das nächste Opfer von Cipollas bösartiger Manipulation wird, nimmt der Abend eine dramatische Wendung. »Mario und der Zauberer« wurde im Nachhinein als Parabel auf den heraufziehenden Faschismus gedeutet: Cipolla als Verführer und Lenker der Massen, dem man sich trotz innerer Widerstände nicht entziehen kann, fand damals seine Pendants in der Politik und er findet sie auch heute: unheimlich und brandgefährlich.
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Regie Nicole Buhr
Ausstattung Gesine Kuhn
Licht Johannes Buchholz
Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
Theaterpädagogik Natascha Mundt
MITCosima Fischlein(Erzähler) Chris Carsten Rohmann(Cipolla u.a.)
Max Lamperti(Mario u.a.) Magdalena Lehnen(Signora Angiolieri u.a.)
(Storia di un No) │ von Annalisa Arione und Dario de Falco │aus dem Italienischen von Brigitte Korn-Wimmer │Deutschsprachige Erstaufführung
Dauer: folgt
Martina ist 14 und lebt allein mit ihrem Vater, der immer für sie da ist und großartige Lasagne zubereiten kann. Sie kommt gut klar in der Schule, feiert Pyjama-Parties mit ihren Freundinnen und träumt vom ersten Kuss mit Sebastian. Ganz romantisch muss er sein. Den ersten Kuss erlebt sie aber mit Alessandro, einem gut aussehenden Jungen mit Markenklamotten, der jeden Morgen 20 Minuten seine Haartolle stylt. Und dieser Moment ist ganz anders, als sie ihn erwartet hat.
Die beiden lernen sich kennen, als Martina im Park von einem Mann belästigt wird. Alessandro hilft ihr, begleitet sie nach Hause. Sie schauen sich tief in die Augen und beide wissen gar nicht, wie ihnen geschieht. Schmetterlinge im Bauch, sie können nicht aufhören, aneinander zu denken, sich festzuhalten und zu knutschen. Fühlt sich so Liebe an? Alessandro ist sich dessen ganz sicher. Er will keinen Moment mehr ohne Martina sein. Wenn er mit ihr zusammen ist, vergisst er den Stress zu Hause, wo sein Vater ständig die Mutter anschreit. Martina mag ihn auch sehr, aber sie fühlt sich schon bald erdrückt. Er wird eifersüchtig, wenn sie Zeit mit anderen verbringt, hält sie davon ab, in die Schule zu gehen, fordert einen Liebesbeweis nach dem anderen. Martina wird das alles zu viel, aber sie bringt es nicht fertig, »Nein« zu sagen.
Die »Geschichte eines Nein« erzählt vom ersten Kuss, der nicht so ist, wie man ihn sich erträumt hat, von Familien, die nicht so sind, wie wir sie gerne hätten, von Liebe, die mit einem Besitzverhältnis verwechselt wird. Es ist die Geschichte von Martina, die sich dafür entscheidet, Grenzen zu setzen.
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Regie Sarah Speiser
Ausstattung Eva Butzkies
Theaterpädagogik Natascha Mundt
BESEtZUNG FOLGT
Mit freundlicher Unterstützung der Kreissparkasse Heilbronn
Ein Recherche-Projekt zum 40. Jahrestag des Pershing-Unglücks auf der Heilbronner Waldheide │ von dura & kroesinger │in Kooperation mit dem Heilbronner Stadtarchiv
Dauer: folgt
Am 11. Januar 2025 jährt sich der Pershing-Unfall auf dder Heilbronner Waldheide zum 40. Mal. Es war dieses Ereignis, bei dem drei amerikanische Soldaten getötet und 13 weitere Personen zum Teil schwer verletzt wurden, das die Stadt für einen kurzen Moment zum Mittelpunkt der westdeutschen Friedensbewegung der 1980er-Jahre werden ließ. Die Explosion eines Pershing-II-Raketenmotors in unmittelbarer Nähe der auf der Waldheide gelagerten Atomsprengköpfe hatte nicht nur die Heilbronner aufgeschreckt. Tausende Menschen demonstrierten am 2. Februar 1985 mit einem Schweigemarsch von Heilbronn zur Waldheide gegen die Raketenstationierung und ab dem 8. Februar begann eine unbefristete Blockade des Pershing-Standorts. Plötzlich war auch dem Letzten klar, wie schnell es in unmittelbarer Nähe der Stadt zu einer Katastrophe kommen konnte. Knapp zwei Wochen nach dem Unglück, fasste der Heilbronner Gemeinderat, der sich zuvor jahrelang mit dem »Raketenstandort Waldheide« nicht befassen durfte, den einstimmigen Beschluss zu dessen Beseitigung. In der Folge demonstrierte nun die Heilbronner Bürgerschaft gemeinsam mit lokalen und überregionalen Friedensaktivisten sowie prominenten Vertretern der Friedensbewegung gegen die unmittelbaren Auswirkungen des NATO-Doppelbeschlusses. Die Proteste nahmen für die Verantwortlichen in der Politik derart beunruhigende Formen an, dass der damalige Verteidigungsminister Manfred Wörner am 25. April 1985 nach Heilbronn kam, um die Bevölkerung zu beruhigen — ohne Erfolg. Die Proteste endeten letztendlich erst mit der Unterzeichnung des INF-Vertrags im Jahre 1987.
Was ist seither nicht alles geschehen? Zwei Jahre nach dem Unglück sicherten sich die Großmächte im INF-Vertrag wechselseitig ihre Abrüstungsbemühungen zu, knapp fünf Jahre später fiel die Berliner Mauer. Das Ende des Kalten Krieges war absehbar und manifestierte sich endgültig mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1993. Auf einmal schien — zumindest für kurze Zeit — eine Welt denkbar, die nicht in bipolaren Machtverhältnissen aufging, eine offene, befriedete Welt, in der diplomatische Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen das Wettrüsten zwischen den Großmächten abgelöst hatten. Eine Utopie, der nur kurze Dauer beschieden war.
Das Gedenken an den Tag des Pershing-Unfalls auf der Heilbronner Waldheide nehmen dura & kroesinger zum Ausgangspunkt für ihr Recherche-Projekt. Wie kam es zur Stationierung der Pershing-II-Raketen in Heilbronn im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses? Was wusste die Stadtpolitik darüber und warum wurde die Bevölkerung nicht über den Raketenstandort informiert? Welche Bedeutung hatten die Raketenstationierung und das Waldheide-Unglück für Heilbronn? Und welche Spuren haben der Unfall und seine Folgen in der Heilbronner Zivilgesellschaft hinterlassen? Das dokumentarische Theaterprojekt befragt Vorgeschichte und Auswirkungen dieses einschneidenden Ereignisses der Heilbronner Stadtgeschichte — immer mit Blick auf unsere Gegenwart. So entsteht ein Theaterstück spezifisch für die Stadt Heilbronn, das die lokalen Verhältnisse mit der bundesdeutschen Wirklichkeit damals wie heute in Beziehung setzt.
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Regie, Konzept, Text Regine Dura / Hans-Werner Kroesinger Ausstattung Jessica Rockstroh
Musik Jonas Marc Anton Wehner
Licht Johannes Buchholz
Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
Theaterpädagogik Natascha Mundt
MIT
(35 Kilos d'Espoir) │ nach dem Roman von Anna Gavalda │ Übersetzt von Ursula Schregel │ Bearbeitet von Petra Wüllenweber
Dauer: folgt
»Ich hasse die Schule. Nichts ist schlimmer auf der Welt«, verkündet der 13-jährige David voller Inbrunst. Lesen und Rechnen fallen ihm schwer. Hausaufgaben sind eine Qual. Dass er sich nicht konzentrieren könne, diagnostiziert der Psychologe. Seine Eltern streiten sich seinetwegen, aber auch weil ihre Liebe im Alltag verschüttgegangen ist. Nur bei seinem Großvater Léon fühlt David sich verstanden. Dessen Werkstatt ist für den Jungen das Paradies. Dort kann er basteln und bauen und immer neue Geräte erfinden, denn darin ist er überragend gut. Leider gibt’s dafür keine guten Noten in der Schule.
Um sich bei seinen Mitschülern beliebt zu machen, spielt er den Klassenclown. So mancher Lehrer findet das überhaupt nicht lustig. David bleibt zum zweiten Mal sitzen und fliegt von der Schule. Seine Eltern wollen ihn aufs Internat schicken, doch wer nimmt schon einen wie ihn. Als er auf ein Internat mit technischer Ausrichtung stößt, wird sein Ehrgeiz geweckt. Dafür würde es sich lohnen, sich anzustrengen. Angespornt von seinem Großvater, der ihn auffordert: »Nimm dein Leben in die Hand!«, unternimmt er alles, um auf diese Schule zu kommen. Er will endlich seine Stärken nutzen und sich nicht mehr von seinen Schwächen unterkriegen lassen.
»35 Kilo Hoffnung« von Anna Gavalda ist eine warmherzige Geschichte über einen Jungen, der in unserem Schulsystem, das viel zu selten individuelle Begabungen fördert, nicht zurechtkommt. Aber wenn es nur einen Menschen gibt, der an einen glaubt, dann besteht die Chance für jeden, den eigenen Weg ins Leben zu finden.
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Regie Elias Perrig
Ausstattung Wolf Gutjahr
Theaterpädagogik Simone Endres
BESETZUNG FOLGT
wiederaufnahmen in der boxx
(After the end) │ von Dennis Kelly │ Deutsch von Thomas Rach
Dauer: 2 Stunden 10 Minuten │keine Pause
Als Louise am Morgen zu sich kommt, findet sie sich in einem Bunker wieder: Pritschenbetten, Tisch, Stuhl und jede Menge Konserven. Der Bunker gehört Mark. Er habe sie gerettet und in den Bunker getragen, sagt er. Gerettet? Wovor? Louise kann sich an nichts erinnern. Mark beschreibt ihr eine Explosion mit atomarem Sprengstoff, die Tote und Verletzte gefordert habe. Aber er habe sie durch die Gefahrenzone getragen und in seinen Bunker gebracht, den er vor ein paar Jahren eingerichtet hat. Damals haben sich alle über ihn lustig gemacht. Ausführlich schildert er seine heldenmütige Rettungstat.
Ganz sicher müssten sie mehrere Tage, wenn nicht gar Wochen in diesem Schutzraum verbringen, bis die Luft wieder rein ist von der atomaren Verseuchung. Er hat vorgesorgt mit seinen Konserven. Mark erwartet, dass Louise ihre Dankbarkeit durch körperliche Nähe und Entgegenkommen zeigt. Dass sie sich nicht darauf einlassen will, macht ihn zunehmend wütend und er fängt an, auf perfide Art und Weise seinen Willen durchzusetzen. Mark greift zu allen Mitteln, um Louise gefügig zu machen und schreckt auch vor sexualisierter Gewalt nicht zurück.
Was ist draußen wirklich geschehen? Was für ein Mensch ist der von allen unterschätzte Mark? Versteckt sich hinter diesem unsicheren Mann ein edler Ritter oder ein Psychopath? Was macht diese bedrohliche klaustrophobische Situation mit der sonst so lockeren Louise? Sie ahnt, dass sie irgendwie auf das Machtspiel eingehen muss, um nicht unterzugehen.
»Nach dem Ende« von Dennis Kelly führt das Publikum gehörig aufs Glatteis und ist spannend wie ein Krimi. Einmal gewonnene Erkenntnisse werden sofort wieder in Frage gestellt. Das 2005 in London uraufgeführte und 2007 am Deutschen Theater Berlin erstmals in Deutschland gespielte Stück blickt tief in die Psyche der beiden Protagonisten, die sich in einem undurchschaubaren Spiel um Liebe, Macht und Gewalt befinden, aus dem keiner als Gewinner hervorgehen kann.
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Regie Luisa Köpper
Ausstattung Toto
Licht Johannes Buchholz
Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
Theaterpädagogik Simone Endres
MIT - Romy Klötzel(Louise)
- Sven-Marcel Voss(Mark)
Schulklassen empfehlen wir die Vorentlastung sensibler Inhalte der Inszenierung durch unsere Mitarbeiter der Theaterpädagogik. Diese erreichen Sie gerne unter theaterpaedagogik@theater-hn.de
von Juli Zeh
Dauer: 1 Stunde 45 Minuten │ keine Pause
Irgendwann Mitte des 21. Jahrhunderts. Die Menschen sind von Krankheiten befreit. Höchstes staatliches Ziel ist die Gesundheit. Die METHODE, eine Gesundheitsdiktatur, kontrolliert mittels implantierter Chips die biologischen Daten der Menschen und gibt ihnen ihre Lebensweise vor. Alles, was der Gesundheit schadet, ist strengstens verboten. Negative Gefühle wie Trauer, die das Seelenleben destabilisieren, sind keine Privatsache und sollten schnellstens überwunden werden.
Mia Holl, eine junge Biologin, vernachlässigt aus Schmerz um ihren toten Bruder die Gesundheitsregeln und muss sich vor Gericht verantworten. Ihr Bruder Moritz soll eine Frau ermordet haben. Trotz seiner Unschuldsbeteuerungen wurde er verurteilt und nahm sich im Gefängnis das Leben. Mia beginnt an der Unfehlbarkeit der METHODE zu zweifeln, weil sie an die Unschuld ihres Bruders glaubt. Ihre Fragen und ihre Abweichung vom gesunden Lebensweg werden immer weiter kriminalisiert, bis sie schließlich zur Terroristin erklärt wird.
Juli Zeh schrieb 2007 das Theaterstück und 2009 den Roman »Corpus Delicti« und fragt darin: Welches Menschenbild pflegen wir, welche Werte sind uns wichtig und welchen Preis zahlen wir dafür? Ihr Science-Fiction-Szenario hat seinen Ursprung im Heute: Man ist bereits dazu aufgerufen, an der Perfektionierung der eigenen Person zu arbeiten. Themen wie Gesundheitswahn, Biopolitik, Körperoptimierung und Werteverfall
verwebt die Autorin mit einem Gerichtsdrama zu einem spannenden Plot und zeigt, wie sich unter dem Deckmantel staatlicher Fürsorge ein totalitäres System entwickelt.
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Regie Nicole Buhr
Ausstattung Gesine Kuhn
Licht Johannes Buchholz
Dramaturgie Sophie Püschel
Theaterpädagogik Simone Endres
MITMagdalena Lehnen(Mia Holl) Cosima Fischlein(Moritz Holl / Richterin)
Chris Carsten Rohmann(Kramer) Max Lamperti(Rosentreter / Richter)
von Thilo Reffert │ nach dem gleichnamigen Buch
Dauer: 60 Minuten │ keine Pause
Es ist der letzte Tag vor den großen Ferien. Gleich gibt es Zeugnisse und Paul erfährt, dass Nina nach dem Sommer ins Gymnasium wechseln wird. Er bleibt auf seiner Schule, denn er kennt sich zwar bestens mit Raketen aus, aber dafür gibt’s keine guten Zensuren, weshalb seine Noten eher mittelprächtig ausfallen. Paul muss heute unbedingt die Chance nutzen, mit Nina in Kontakt zu treten, denn sie nach dem Sommer nicht mehr wiederzusehen, das tut ihm weh. Auch Nina zögert, nach der Schule gleich nach Hause zu gehen. Wartet sie etwa auf Paul?
Was die beiden 12-Jährigen dann erleben, ist ein wunderschöner Nachmittag. Es ist der Beginn einer tiefen Freundschaft, vielleicht sogar einer Liebe. Aber Fakt ist, wenn zwei das Gleiche erleben, ist es noch lange nicht dasselbe. Wir hören die Geschichte aus den unterschiedlichen Blickwinkeln von Nina und von Paul und können ihnen in die Köpfe schauen. Es ist sehr amüsant, wie verschieden ein und derselbe Moment auf den jeweils anderen wirkt, wie daraus Missverständnisse resultieren und wie beide versuchen, ihre Unsicherheiten und Ängste zu überspielen.
Thilo Reffert hat eine liebevolle Geschichte über Freundschaft, erste Liebe, Vertrauen und das Herauswachsen aus den Kinderschuhen geschrieben. Sie stimmt fröhlich und nachdenklich zugleich. In der Laudatio zur Verleihung des Mühlheimer KinderStückePreises 2013 hieß es: »Reffert zeigt, was Theater leisten kann, indem er mit wenigen Mitteln ganze Welten hervorbringt. Er besitzt die wunderbare Fähigkeit, die großen Geschichten im Alltag von Kindern zu entdecken.«
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Regie Stefanie Roschek
Ausstattung Lisa Schmitt
Licht Johannes Buchholz
Dramaturgie Nicole Buhr
Theaterpädagogik Simone Endres
MIT - Cosima Fischlein(Nina)
- Chris Carsten Rohmann(Paul)
(Tout ça tout ça) │ von Gwendoline Soublin │ Deutsch von Corinna Popp
Dauer: 1 Stunde 5 Minuten │ keine Pause
Eshan, 12 Jahre alt, sitzt am liebsten den ganzen Tag in seinem Zimmer und verfolgt Nachrichtensendungen. Wie hält er das nur aus, dass dort rund um die Uhr von Kriegen, Unwettern, Überschwemmungen, Unfällen, steigenden Preisen und gestrandeten Walen die Rede ist? Eines Tages, als Eshans jüngere Schwester Chalipa, die 14-jährige Sam, die eigentlich auf die Geschwister aufpassen soll, und ihr Kumpel Salvador an seine Zimmertür klopfen, kommt keine Antwort. Er ist weg, einfach verschwunden. Der kleine Nachbarsjunge Nelson will beobachtet haben, dass Eshan sich im Bunker verkrochen hat, den die Familie im Garten gebaut hat, falls es mal ganz dicke kommt. Chalipa ist überzeugt, dass Eshan sich auf der Flucht vor dem ganzen Unheil aus den Nachrichten darin versteckt hat. Das Problem: Von außen kommt man nicht rein. Den Kindern und Jugendlichen bleibt nichts anderes übrig, sie müssen Eshan überzeugen, dass es sich lohnt, wieder herauszukommen, und dass das Leben in jedem Fall lebenswert ist. Und so fangen sie an, ihm zu zeigen, wie man mit unserer komplexen und komplizierten Welt voll schlechter Nachrichten zurechtkommen kann.
Gwendoline Soublins Stück wurde mit dem Deutschen Kindertheaterpreis 2022 und dem Baden-Württembergischen Jugendtheaterpreis 2022 ausgezeichnet und wartet mehr als einmal mit einer Überraschung auf. Nichts ist so, wie es am Anfang scheint. Ein echter Krimi. Die Idee kam der Autorin, als sie selbst von der Berichterstattung über Kriege, Umweltverschmutzung und dekadente Präsidenten überfordert war und einen Ausweg für sich suchte.
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Regie Nicole Buhr
Ausstattung Gesine Kuhn
Licht Johannes Buchholz
Dramaturgie
Theaterpädagogik Simone Endres
MITMagdalena Lehnen(Chalipa) Cosima Fischlein(Sam)
Max Lamperti(Nelson) Chris Carsten Rohmann(Salvador)
von Sarah Jäger │ Bühnenfassung von Nicole Buhr und Sarah Speiser
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten │ keine Pause
Der Hinterhof vom Penny Markt ist mehr als ein Hinterhof. Dort treffen sich Marie, Can, Vika, unser Pavel, Leroy, Marvin, Otto, Yasmin und … Entenarsch. Sie alle sind Aushilfen im Penny Markt. Ansonsten hängen sie hier ab, grillen, reden, teilen Freud und Leid miteinander. Nur Entenarsch, den bescheuerten Namen hat ihr Jo gegeben, gehört nicht richtig dazu. Sie ist die Einzige, die studiert und den anderen mit ihrer Klugscheißerei auf die Nerven geht. Bis vor ein paar Monaten war auch Jo täglich auf dem Hinterhof, vor allem mit Marie, die beiden waren ein Paar. Plötzlich ist er abgehauen, keiner weiß warum. Seitdem geht es Marie richtig schlecht. »Schluss«, sagt Marie. Sie will Jo suchen und zurückholen. Wegweiser sollen die Postkarten sein, die er ihr auf seinem Weg nach Süden geschickt hat. Can kommt mit. Und Entenarsch, die als einzige ein Auto, aber keine Fahrpraxis hat, stellt ihren altersschwachen Corsa und sich selbst als Fahrerin zur Verfügung.
Die Suche nach Jo entwickelt sich zu einem wilden Sommertrip durch brüllende Hitze – ohne Geld, ohne Plan und ohne Klimaanlage. Voller Komik und mit großer Sympathie für ihre Helden erzählt Sarah Jäger in ihrem Debütroman »Nach vorn, nach Süden« aus dem Jahre 2020 vom Zauber und Schrecken der Jugend. Das Theater Heilbronn adaptiert diesen Sensationserfolg, der in seiner Kraft und Poesie mit Wolfgang Herrndorfs »Tschick« verglichen wird, für die Bühne und bringt die Uraufführung heraus.
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Regie Sarah Speiser
Ausstattung Eva Butzkies
Licht Johannes Buchholz
Dramaturgie Nicole Buhr
Theaterpädagogik Simone EndresCosima Fischlein(Lena) Max Lamperti(Can)
Magdalena Lehnen(Marie / Pavel) Chris Carsten Rohmann(Achmad / Matthes / Jos Mutter / Otto / Jo / Bjarne / Fünfzehn Cent)
Ein Spiel um Geschwindigkeit von Christina Kettering
Dauer: 60 Minuten │ keine Pause
Zeit spielt eine große Rolle in unserem Zusammenleben. Sie kann rasend schnell vergehen, besonders wenn man beim Spielen ist oder gerade spannende Dinge tut. Wenn man dagegen auf irgendetwas wartet, wird einem die Zeit lang, dehnt sich wie ein alter, durchgekauter Kaugummi. Woran liegt das? Auch wenn man es in schönen Momenten noch so gern machen würde: Anhalten oder zurückspulen kann man die Zeit nicht. Aber wer bestimmt den Lauf der Zeit? Die Sonne oder der Mond? Ist es besser, zu rennen und ganz schnell von A nach B zu kommen? Oder hat es auch etwas für sich, wenn man sich langsam wie eine Schnecke bewegt und unterwegs ganz viele Dinge entdecken kann? Was passiert, wenn man sich der Zeit einfach widersetzt?
Christina Kettering hat mit »Time Out« ein zauberhaftes Stück über die Zeit für Kinder ab sechs Jahren geschrieben. In einer sehr witzigen, vom kindlichen Entdeckungsdrang inspirierten Sprache lässt sie die Akteure alle möglichen Fragen rund um das Thema Geschwindigkeit durchspielen. Die große Qualität des Stückes besteht in seiner kindgerechten philosophischen Tiefgründigkeit, die Lust macht, noch weiter in die Materie einzusteigen. Gleichzeitig ist »Time Out« ein großer Spaß. »Time Out« ist das dritte Stück, welches das Theater Heilbronn von Christina Kettering auf die Bühne bringt. Mit »Running« war das Junge Theater bereits für den Theaterpreis »DER FAUST« nominiert. Und Christina Ketterings Schauspiel »Schwarze Schwäne« war das Siegerstück des ersten »Science & Theatre«-Dramenwettbewerbs.
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Regie Nicole Buhr
Ausstattung Gesine Kuhn
Musik Manuel Heuser
Licht Johannes Buchholz
Dramaturgie Katrin Aissen
Theaterpädagogik Simone Endres
MIT - Chris Carsten Rohmann(EINER)
- Max Lamperti(NOCH EINER)
von Vera Schindler
Dauer: 1 Stunde 5 Minuten │ keine Pause
Die drei Kinder Kenny, Bente und Layla wohnen im höchsten Haus der Stadt. Dort, wo die Briefe mit Mahnungen und Zahlungserinnerungen aus den Briefkästen quellen und die Hausflure verstopfen. Wo die Eltern wenig Zeit für ihre Kinder haben, weil sie arbeiten oder sich nicht für sie interessieren. Kenny malt überall und bei jeder Gelegenheit und liebt Schlumpfeis, Bente ist ein Wortkünstler und kennt sich bestens mit Spinnen aus, und Layla kann mit ihrer Origami-Kunst die verrücktesten Dinge erschaffen. Die drei kommen auf die Idee, aus den sinnlosen Briefen, die die Bewohner des Wolkenkratzers sowieso nicht öffnen, weil sie die Rechnungen nicht bezahlen können, ein Papierhaus zu erschaffen. Die Kinder werden unzertrennlich und bilden die Gang aus dem Papierhaus. Dank ihrer Gemeinschaft sind sie stark, wenn die Kinder aus den Steinhäusern sie ärgern. Sie entwickeln Superkräfte beim Erledigen der Hausaufgaben und eine Fantasie, die ihnen Flügel verleiht.
Mit Poesie und anarchischer Vorstellungskraft sprengt Autorin Vera Schindler Mauern aus Vorurteilen, legt ein gewitztes Fundament aus Empathie und überbaut es mit skurriler Komik. »Wolkenrotz« ist ein berührendes Plädoyer für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt und zeigt, dass Mut nicht nur Berge, sondern manchmal auch Wolkenkratzer versetzen kann.
Das Stück wurde mit dem Förderpreis des Berliner Kindertheaterpreises 2021 und dem Förderpreis des Jugendtheaterpreises Baden-Württemberg 2022 ausgezeichnet.
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Regie Stefanie Roschek
Ausstattung Aylin Kaip
Licht Johannes Buchholz
Dramaturgie Nicole Buhr
Theaterpädagogik Simone EndresMax Lamperti(Kenny) Chris Carsten Rohmann(Bente)
Magdalena Lehnen(Layla)
Cosima Fischlein(Katzenfrau, Fatima, Stimme)
premieren im salon3 │ immer um 20:00 Uhr
von Lot Vekemans │ Deutsch von Eva M. Pieper und Alexandra Schmiedebach
Dauer: folgt
Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Richard, ein ehemaliger Bauingenieur, und Helen, seine Tochter, die als Anwältin für wenig Geld Sozialfälle in Rechtsstreitigkeiten vertritt. Richard hat sich vor den Herausforderungen der immer diverser werdenden Gesellschaft, deren Entwicklung er ablehnt, in eine teure, bewachte Wohnanlage zurückgezogen. Helen versucht ein Miteinander aller Kulturen und sozialen Schichten offensiv mitzugestalten. Richard hält ihren Idealismus für gefährlich und kann es nicht akzeptieren, dass seine Tochter einen Schwarzen geheiratet hat. Helen missbilligt den Egoismus und die Überheblichkeit ihres Vaters. Er steht für alles, was sie ablehnt und umgekehrt. Beide haben wenig Kontakt. Doch nun weiß Richard nicht mehr weiter. Er droht zu erblinden und bittet Helen um Hilfe. Und so nach und nach entdecken sie ihr gemeinsames, sehr starkes Fundament wieder, das sie in früheren Jahren immer getragen hat. Kann man jemanden lieben, der sich politisch auf der diametral entgegengesetzten Seite befindet und dessen Ideen man nicht teilt? Ein hochaktuelles Stück, das mit großer Warmherzigkeit von einem Vater-Tochter-Konflikt erzählt, der stellvertretend für die aufgeheizten Debatten in unserer Gesellschaft steht. Gleichzeitig blickt es tief in die Seele zweier Menschen, die trotz ihrer Differenzen nach dem Verbindenden suchen.
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Regie Kay Neumann
Bühne Karin von Kries
Kostüme Manuel-Roy Schweikart
Licht Kevin Mast
Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
- Sarah Finkel(Helen)
- Stefan Eichberg(Richard)
wiederaufnahmen im salon3
von Georg Ringsgwandl
Dauer: 1 Stunde 40 Minuten │ keine Pause
Der Start in den Beruf lief super. Das erste Engagement führte die junge Schauspielerin an ein großes Staatstheater mit tollen Rollen. Aber das Glück blieb ihr nicht lange treu. Auf die Nichtverlängerung des Vertrags folgten kurzzeitige Engagements an kleineren Häusern, zwischendurch Kellnerjobs, schließlich schlecht bezahlte Auftritte bei miesen Events. Und immer die Hoffnung auf den Anruf, der ein neues Engagement bringen könnte. Nun ist die Schauspielerin zusammen mit ein paar Musikern auf dem Kreuzfahrtschiff »Donauprinzessin« gelandet. Die Musiker sind Jazzprofis, auch sie haben mit den Besten zusammengearbeitet, nun covern sie bekannte Songs. Morgens gibt sie eine Lesung oder erklärt die Geschichte vorbeiziehender Klöster und Burgen. Nachmittags spielt sie mit der Band zum Tee, abends zum Dinner, anschließend auch zum Tanz. Eines Nachts setzt sich ein Amerikaner zu ihr und den Musikern, der meint, diese anregende Situation mit Musik und Gesprächen, wie er sie gerade erlebe, gehöre eigentlich auf die Bühne. Als richtiges Theaterstück.
Georg Ringsgwandls komischer, lebenskluger Monolog ist die bittersüße Lebensbilanz einer »verkannten« Schauspielerin: Während sie im Abgleich mit den Geschichten der »Reichen, Schönen und Erfolgreichen« ihr Leben betrachtet, lässt sie tief in die sozialen und seelischen Abgründe einer Künstlerbiografie blicken.
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Regie Luise Leschik
Musikalische Leitung Micha Schlüter
Bühne Karin von Kries
Kostüme Manuel-Roy Schweikart
Licht Kevin Mast
Dramaturgie Sophie Püschel
- Juliane Schwabe
- Erik Biscalchin(Musiker)
- Micha Schlüter(Musiker)
von Patrick Süskind
Dauer: 1 Stunde 45 Minuten │ keine Pause
»Jeder Musiker wird Ihnen gern versichern, dass ein Orchester jederzeit auf einen Dirigenten verzichten kann, aber nicht auf den Kontrabass.« In seinem schallgeschützten Raum räsoniert ein nicht mehr ganz junger, nicht gerade hochbegabter Kontrabassist über sein Instrument, seinen Platz im Orchester und im Leben. Er ist Beamter auf Lebenszeit im Staatsorchester, drittes Pult, der nur bei Tutti-Einsätzen dran ist. Selbst die Pauke mit ihren lediglich vier Tönen ist wichtiger als er. Der namenlose Musiker hasst Mozart und Wagner und lässt beim Spielen gern mal ein paar Noten aus, um sich an den Komponisten zu rächen oder den Dirigenten zu ärgern. Was soll ihm schon passieren? Kontrabassist wird man nicht freiwillig, findet er. Und ständig steht einem das Instrument, das aussieht wie ein altes Weib mit zu fetten Hüften, im Weg herum. »Können Sie mir sagen, wieso ein Mann Mitte Dreißig, nämlich ich, mit einem Instrument zusammenlebt, das ihn permanent nur behindert? Menschlich, gesellschaftlich, sexuell und musikalisch nur behindert?« Er ist in die schöne, junge Sopranistin Sarah verliebt. Aber die geht mit anderen Männern aus, die talentierter oder einflussreicher sind als er. Aber eines Tages, das nimmt er sich fest vor, wird er mitten in einer Vorstellung den Bogen wegwerfen und laut ihren Namen rufen.
Der in seiner Bitterkeit äußerst humorvolle Monolog des Kontrabassisten, den eine Hassliebe mit seinem Instrument verbindet und der seine Unzulänglichkeit und Unzufriedenheit im Bier ertränkt, ist ein Klassiker von Patrick Süskind aus dem Jahre 1981. Er hat sich seit seinem Erscheinen zu einem vielgespielten Solostück auf deutschen Bühnen entwickelt, bietet er doch beste Unterhaltung und ganz nebenbei viele aberwitzige Anekdoten aus der Musikgeschichte. Axel Vornam inszeniert das Ein-Personen-Stück mit Oliver Firit am Kontrabass.
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Regie Axel Vornam
Bühne Karin von Kries
Kostüm Manuel-Roy Schweikart
Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
von Daniel Kehlmann
Dauer: 1 Stunde 10 Minuten │ keine Pause
Es ist Heiligabend. Die Philosophieprofessorin Judith ist unterwegs zu ihren Eltern, als die Polizei ihr Taxi zum Halten zwingt. Sie wird auf die Wache mitgenommen. Warum? Das erfährt sie zunächst nicht. Stattdessen stellt ihr der Polizist Thomas Fragen: »Wo waren Sie gestern Abend?« Wird das ein Verhör? Und woher weiß er so viel über sie? Dass gestern Abend ihr Ex-Mann bei ihr war, zum Beispiel. Das alles kommt Judith sehr unheimlich vor. Er kennt sogar ihre wissenschaftlichen Arbeiten und konfrontiert sie schließlich mit ihrer Habilitationsschrift über »Frantz Fanons Konzept der revolutionären Gewalt«, in der es um das Recht der Unterdrückten geht, sich mit Gewalt zur Wehr zu setzen. Thomas hat Hinweise darauf, dass Judith gemeinsam mit ihrem Ex-Mann eine Bombe an einem zentralen Ort deponiert hat, die an ebendiesem Heilig Abend um Mitternacht hochgehen soll. Gibt es diese Bombe? Und wenn ja, wo ist sie versteckt? Der Polizist hat nur 90 Minuten, um das herauszufinden.
Autor Daniel Kehlmann hat mit diesem Verhör, das wie ein Duell daherkommt, einen spannenden Thriller um Liebe und Verrat in Zeiten der Verunsicherung geschaffen. Seine Absicht war es, so schildert es Kehlmann in einem Interview, »ein echtes Dilemma zu zeigen … zwischen Freiheit auf der einen Seite und Sicherheit auf der anderen Seite.« Und letztlich stecke dahinter die viel profundere Frage der Verteilungsgerechtigkeit.
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Regie Frank Lienert-Mondanelli
Bühne Karin von Kries
Kostüme Manuel-Roy Schweikart
Dramaturgie Sophie Püschel
Licht Kevin Mast / Anne Scholz
- Oliver Firit(Thomas)
- Judith Lilly Raab(Judith)
Musical für eine Schauspielerin von Georg Kreisler
Dauer: 2 Stunden 10 Minuten │ inkl. Pause
Für Lola Blau spielt Politik keine Rolle. Die junge jüdische Frau hat gerade in Wien ihre Schauspielausbildung abgeschlossen und brennt darauf, ihr erstes Engagement am Linzer Landestheater anzutreten. Doch dann marschieren die Nationalsozialisten in Österreich ein und bereiten ihrer Karriere ein jähes Ende, bevor sie überhaupt angefangen hat. Auf Drängen ihres Freundes Leo flieht Lola in die Schweiz, von dort schließlich in die USA, wo sich der Erfolg auf dem Theater endlich einstellt. Auf Leo aber wartet sie den ganzen Krieg über vergeblich.
Angesichts des Einflusses von Flucht, Krieg und persönlichem Verlust auf ihr privates Leben erfährt Lola ihre politische Bewusstwerdung – nicht ohne mit einem Gefühl tiefster Ohnmacht konfrontiert zu werden. Blickt man auf die derzeitige Weltlage, entwickeln Lolas persönliche Erfahrungen – verewigt in Georg Kreislers eindringlichen Songs – für uns plötzlich eine erschreckende Aktualität …
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Regie Anke Salzmann
Musikalische Leitung Markus Herzer
Bühne Karin von Kries
Kostüme Manuel-Roy Schweikart
Licht Kevin Mast
Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
- Sarah Finkel(Lola Blau)
- Markus Herzer(Piano)