Film: Wir sind jung. Wir sind stark.
Nachgespräch mit Mai-Phuong KollathSpielfilm von Burhan Qurbani
Bayerischer Filmpreis für das beste Drehbuch 2016
Ca. 128 Minuten
Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992, drei Jahre nach der Wende. Die Tristesse in den verödeten Wohnsiedlungen verstärkt die Frustration der Jugendlichen, die wie die Clique um Stefan, Sohn eines Lokalpolitikers, keine Perspektive haben und hauptsächlich herumhängen. Sie streifen durch die Nacht, grundlose Randale gegen Polizei und Ausländer ist zum Normalzustand geworden. Liebe und Freundschaft sind in diesem System austauschbar. Auch die Vietnamesin Lien lebt mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin in der Siedlung, im »Sonnenblumenhaus«, wo noch zahlreiche weitere Familien ehemaliger Vertragsarbeiter aus Vietnam wohnen.
Am 24. August 1992 finden die beiden parallelen Erzählstränge des Films zusammen: Es kommt zu Krawallen vor dem Sonnenblumenhaus, das mit Molotov-Cocktails in Brand gesetzt wird, während eine Menschenmenge tatenlos dabei zusieht, wie Lien mit ihrer Familie um ihr Leben kämpft.
Im Anschluss findet ein Nachgespräch mit der interkulturellen Beraterin und Zeitzeugin der Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen Mai-Phuong Kollath statt.
Moderation: Johanna Streit
Mai-Phuong Kollath wurde in Hanoi geboren und kam 1981 als Vertragsarbeiterin in die DDR. Sie lebte im Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter in Rostock-Lichtenhagen, als es dort 1992 zu ausländerfeindlichen Ausschreitungen kam. Seit 1994 engagiert sie sich in Rostock im deutsch-vietnamesischen Verein Dien-Hong und ist als interkulturelle Beraterin und Diversity-Trainerin tätig.