Die Veredelung der Herzen (UA)
Schauspiel von Mario WurmitzerUraufführung
Anna ist unzufrieden mit ihrem Freund Christoph und sucht Hilfe im Institut »Wege zum Glück«, dem Marktführer auf dem Gebiet der körperlichen, geistigen und seelischen Erneuerung mittels Künstlicher Intelligenz. Sie denkt da an das ganz große Paket, die Generalüberholung. Max, der Mitarbeiter des Instituts, macht ihr klar, dass so eine Veredelung eigentlich nur mit Zustimmung des Betroffenen stattfinden kann. Anna hat da nicht viel Hoffnung, denn Christoph will so bleiben wie er ist. Ob man denn nicht heimlich, ohne dass derjenige es merke, eine Überholung vornehmen lassen könne, fragt sie? Das wäre das Premiumpaket – zehnmal teurer als die normale Variante, unbezahlbar. Also bleibt Anna nichts anderes übrig, als ihren Freund zu überreden, es sich doch wenigstens mal anzuschauen. Na gut! Christoph lässt sich vorsichtig darauf ein. Und schon nach der ersten Sitzung mit der Künstlichen Intelligenz, die ihn zunächst durchleuchtet und dann unter Einfluss eines Medikamentes, das ihn ganz entspannt sein lässt, behandelt, fühlt er sich besser. Statt wie sonst lethargisch herumzusitzen, verspürt Christoph ein bisher ungekanntes Potential an Energie und geht voller Erwartungen in die nächsten KI-Psycho-Stunden. Der veredelte Christoph allerdings ist gar nicht mehr wiederzuerkennen. Das stellt nicht nur die Beziehung zu Anna auf die Probe, sondern auch das Institut vor große Probleme.
Der bereits vielfach ausgezeichnete Dramatiker Mario Wurmitzer hat mit seinem Stück »Die Veredelung der Herzen« den zweiten internationalen Dramenwettbewerb »Science & Theatre« gewonnen, den das Theater Heilbronn und die experimenta zum Thema »Die Zukunft ist digital!?« ausgerufen hatten. Ein Teil der Prämie ist die Uraufführung im Science Dome der experimenta. Im Mittelpunkt des Stückes steht die Frage, ob der Weg zum Beziehungsglück über Maximierung, Perfektionierung und Veredelung des Menschen mittels Künstlicher Intelligenz führen kann. In seiner Laudatio anlässlich der Preisverleihung sagte Dr. Wolfgang Hansch, Geschäftsführer der experimenta, dass das Stück Fragen aufwerfe, die das Menschsein schon immer bestimmt hätten: »Ist das Streben nach etwas Besserem, der Drang nach Perfektion wirklich Sinn des Lebens und worin zeigt sich dabei Glück? War sich der Mensch in seiner bisherigen Evolution letztlich immer noch seiner Schwächen und Unvollkommenheit bewusst, so scheint mit dem Auftauchen einer KI zum ersten Mal die Möglichkeit gegeben, diesem Streben eine reale Erfüllung zu geben. Das Stück zieht seine Stärke nicht aus der wissenschaftlichen Begründung einer solchen Möglichkeit, sondern in der Verknüpfung von Sinnsuche und der Versuchung, eine Technologie dafür scheinbar positiv zu instrumentalisieren. Ist die KI die zukünftige Lösung für unsere zwischenmenschlichen Bedürfnisse, Sehnsüchte sowie Vorstellungen für das Zusammenleben?«
Sie möchten mehr über die Inszenierung erfahren? Dann hören Sie doch in unsere 48. Podcastfolge hinein.