Extrawurst

Komödie von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob

Die Mitgliederversammlung im Tennisverein ist fast zu Ende. Nur noch der Punkt »Sonstiges« ist abzuarbeiten, eigentlich geht es um eine reine Formsache: Die Anschaffung eines neuen Grills für den Verein. Gasbetrieben und zweistufig soll er sein und mindestens Platz für 50 Würstchen haben. Alles scheint klar zu sein, da platzt Melanie Pfaff mit einer Frage in die Abstimmung: Sollte man nicht einen zweiten Grill für die türkischen Tennisclub-Mitglieder kaufen, weil gläubige Muslime ihr Grillgut nicht auf einen Rost mit Schweinefleisch legen dürfen? Wäre doch eine nette Geste. Nun hat dieser Verein aber nur ein türkisches Mitglied, nämlich Erol Oturan, und der möchte keine »Extrawurst« beziehungsweise keinen Grill für sich. Doch Melanie lässt nicht locker und tritt damit eine Diskussion los, die im Laufe dieser Versammlung aus dem Ruder läuft. In den verzweifelten Versuchen, sich politisch korrekt zu verhalten, begeben sich die Vereinsmitglieder immer mehr auf ein argumentatorisches Minenfeld. Gibt es auch am Grill eine deutsche Leitkultur? Unausweichlich entwickelt sich der Konflikt, bis am Ende jedes Wort, das nur irgendwie falsch verstanden werden kann, auch missverstanden wird. Die Zuschauer sind als Vereinsmitglieder direkter Teil des Geschehens und stimmen am Ende mit ab: Soll Erol einen Extra-Grill bekommen oder nicht?

»Extrawurst« zeigt eine Tennisvereinssitzung als Spiegel unserer aus den Fugen geratenen Debattengesellschaft. Diese schnelle und hochpointierte Komödie aus dem Jahr 2019 entwickelt sich als Stück der Stunde zum bundesweiten Bühnenhit. Sie greift die Eskalationsmuster der gegenwärtig grassierenden Empörungshysterie auf und enthüllt die Mechanismen, an denen unsere Streitkultur immer wieder scheitert. Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob gehören zu den Besten im Bereich der satirischen Gesellschaftsanalyse. Sie arbeiten u. a. für die Satire-Magazine »heute-show« und »Extra 3«.