Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute
Schauspiel von Jens Raschke ab 12 JahrenVor vielen Jahren gab es einmal einen Zoo auf einem Berg. Um den Zoo herum lebten sehr, sehr viele Menschen in gestreiften Anzügen in hässlichen Baracken. Einige wenige Leute in schwarzen, lackglänzenden Stiefeln wohnten in schönen Häusern. Zwischen dem Zoo und den Menschen stand ein summender Zaun mit Stacheldraht und Wachtürmen. Dieser Zaun war aber nicht wegen der Tiere da. Bis vor kurzem lebte ein Nashorn im Zoo, das ganz plötzlich gestorben war. Papa Pavian, der »Chef« unter den Zoobewohnern, erklärte den anderen Tieren, dass das Nashorn sich in Dinge eingemischt habe, die es nichts angingen. Und die hatten etwas damit zu tun, was es auf der anderen Seite des Zaunes sah …
Warum raucht der Schornstein, wenn es draußen warm ist? Und weshalb gibt es keine Vögel in der Luft, fragt sich auch der neue Zoobewohner, ein junger Bär aus Sibirien. Mit seinen Beobachtungen provoziert er den Ärger von Papa Pavian, der rät, keine Fragen darüber zu stellen, was die »Gestiefelten« mit den »Gestreiften« tun, solange es den Tieren im Zoo gut geht.
1938 wurde direkt neben dem Konzentrationslager Buchenwald für die KZ-Aufseher und deren Familien ein Zoo gebaut. Jens Raschke nutzt diesen Fakt, um daraus eine allgemeingültige, altersgerechte Parabel über den Umgang mit Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit zu schreiben. Die Tiere des Zoos wecken Fragen: Ist man wie der Bär, der es nicht lassen kann über den Zaun zu schauen? Oder ist man eher wie der Pavian und schaut weg? Warum handelt der eine so und der andere so?
Zu dieser Inszenierung bieten wir verstärkt theaterpädagogische Unterstützung an: nach jeder Vorstellung gibt es die Möglichkeit eines Nachgespräches.