Schneewittchen (UA)

Ballett in zwei Akten von Jörg Mannes
Musik von Giovanni Sollima, Elena Kats-Chernin und Michael Nyman
Gastspiel Ballett Theater Magdeburg

»Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Die Königin ist besessen von ihrer eigenen Schönheit. Stets ist sie darauf bedacht, nicht nur vor dem Spiegel im besten Licht zu erscheinen, und schreckt hierfür vor keiner Anstrengung zurück. Ihre Stieftochter Schneewittchen dagegen ist glücklich mit sich selbst und benötigt solche Bestätigung durch den Spiegel nicht. Das stachelt den Neid der Königin auf Schneewittchens Jugend und Schönheit an. Schließlich beauftragt die Königin ihren treuen Untergebenen, den Jäger, damit, Schneewittchen zu töten, was er nicht übers Herz bringt. Stattdessen bringt er sie in den Wald und lässt sie dort allein zurück. Sie findet Unterschlupf bei den sieben Zwergen. Doch der Spiegel verrät der Königin, dass das schöne Mädchen immer noch lebt, und sie macht sich auf den Weg, die Sache nun selbst in die Hand zu nehmen.

Jörg Mannes, der Ballettdirektor des Theaters Magdeburg, hat mit »Schneewittchen« ein Ballett für die ganze Familie kreiert. Ihn interessiert an dem Stoff ein sehr aktueller Bezug: die Macht des Spiegels. »In Zeiten der Selfie-Kultur, der ständigen Selbstbetrachtung und -optimierung wird uns bewusst, was dieser Erwartungsdruck in uns anrichten kann«, sagt er. Die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts Theater Magdeburg entführen Groß und Klein in eine fantastische Welt, in der alles möglich ist und Träume in Erfüllung gehen können. Über die märchenhafte Geschichte hinaus spielt dieser Ballettabend mit den Erwartungen des Publikums: Welchen Schönheitsidealen unterwirft man sich? Muss man wirklich alles glauben, was ein Zauberspiegel sagt? Wer sind die sieben Zwerge — knuffige Kerlchen oder anarchisch-selbstbestimmte Outlaws? Und wartet am Ende immer ein Prinz? Das Heilbronner Publikum kennt den Choreografen bereits aus seiner Zeit als Ballettdirektor am Staatstheater Hannover, in der er häufiger mit herausragenden Arbeiten ins Große Haus eingeladen war. Erinnert sei nur an die biografischen Ballette wie »La Piaf« und »Marilyn«, seine Literatur-Adaptionen wie »Gefährliche Liebschaften« oder »Die Wahlverwandtschaften « oder das atemberaubende »Inferno«, eine tänzerische Auseinandersetzung mit den Machtspielen des Papstes Rodrigo Borgia. Seit 2021 setzt Jörg Mannes seine erfolgreiche Arbeit am Theater Magdeburg fort.